95 Panama City – Der Kanal und eine ungewollte Bekanntschaft

Ich sitze gerade in meinem ersten Hostel in Panama, die Luftfeuchtigkeit ist hoch und ich schwitze. Nicht sehr stark, aber da ich meine Kleidung schon seit 33h am Stück trage und sie sich nicht mehr ganz so frisch anfühlt, bin ich nicht gerade auf Kuschelkurs.

Um meinen 16h Bus von San José (Costa Rica) nach Panama City zu erreichen, musste ich in Samara den Bus um 4:30 Uhr in der Früh nehmen. Dieser erreicht San José nach 5h. Das gibt mir Zeit um zur anderen Busstation zu laufen und auf dem Weg irgendwo zu halten und zu Frühstücken. Der Bus fährt um 12 Uhr Mittags los, hält ab und zu an und fährt weiter. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die Grenze zu Panama. Hier müssen wir erst mal auf der costa-ricanischen Seite den Stempel für die Ausreise einholen. Danach müssen wir ohne den Bus die Grenze überschreiten um dann… Ja, genau, wo ist das Ding? Wo ist die Migration? Nach etwas umherirren der ganzen Busmannschaft finden wir es schließlich. Die Schlange ist ewig lang und es dauert fast eine Stunde bis ich den Stempel habe. Leider bin ich der letzte der Gruppe und der Beamte macht nebenbei noch etwas anderes und lässt sich ewig Zeit. Ich sitze auf glühenden Kohlen, weil ich Angst habe, dass der Bus ohne mich weiterfährt. Wenigstens habe ich auf Anhieb sowohl meinen Ausreise- als auch meinen Einreisestempel bekommen. Was ich nicht auf dem Schirm hatte: Wir müssen das Gepäck ja noch durchchecken lassen. Den Stress hätte ich mir sparen können… Nachdem die Schoße nach fast 2 Stunden durch ist, können wir endlich weiterfahren. Mein Ausreiseticket wollte übrigens niemand sehen.

Es ist nach Panama Zeit genau 4:00 Uhr morgens als ich am Busbahnhof ankomme. Bravo! Was soll ich denn bitte mitten in der Nacht hier machen? Schon mal zum Hostel zu fahren lohnt sich nicht. Selbst mit 24h Rezeption sitze ich bestenfalls nur dort irgendwo rum und schlafe wartend ein. Leider findet sich auch im Internet keinen Hinweis darauf, ob es überhaupt eine 24h Rezeption gibt. Also warum sollte ich das Risiko eingehen an einem fremden Ort mit all meinem Hab und Gut in der Dunkelheit vor einer Tür zu warten. Ich beschließe also noch ein paar Stunden hier zu warten, zumindest bis es hell wird.

Meine geschlossenen Augen und mein zur Seite fallender Kopf erinnern mich beim Lesen meines Buches immer wieder daran, dass ich den Abschnitt nochmal lesen sollte. Manchmal bin ich schon wieder eingenickt, bis ich den Abschnitt gefunden habe, an dem ich weiterlesen muss. Ein Katz und Maus Spiel mitten in der Nacht am Busbahnhof in Panama City. Ich kann euch sagen…

Nachdem ich mir um 7 Uhr ein Taxi geholt habe und zumindest meine Sachen schon mal im Hostel abstellen konnte, habe ich schon mal die Altstadt ausgekundschaftet. Wenn ich nicht in Bewegung bleibe, schlafe ich sowieso ein. Also laufe ich kreuz und quer fast alle Straßen der Altstadt ab. Das Nationalmuseum hat am Sonntag leider zu, das hätte ich gerne gesehen.

Panama City
Panama City
Panama City
Panama City
Panama City
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Durch eine Freundin erfahre ich noch, dass es einen Hügel in Panama gibt, von dem man eine schöne Aussicht auf Panama City und auch über den Kanal hat. Klingt für mich nach einer tollen Sache. So sehe ich den Kanal aus mehreren Perspektiven und ich habe was zu tun.

Der direkte Weg dorthin ist aus mehreren Gründen schlecht. Zum einen geht er direkt durch ein ziemlich heruntergekommenes Viertel, das an die Altstadt Casco Viejo angrenzt. Ich bin am Morgen einen Block hineingelaufen und war so erstaunt, wie dreckig und abgefuckt es hier eine Straße weiter aussehen kann. Und ich spreche nur von einer Nebenstraße, nicht von den Gassen…

Ein weiterer und vielleicht sogar wichtigerer Punkt ist, dass zwischen diesem Viertel und dem Berg außerdem noch ein Highway geht, den ich sowieso nicht überqueren kann.

Also muss ich einen ordentlichen Umweg in Kauf nehmen. Im Hostel sagt man mir, dass ich 1:30h für den einfachen Weg brauchen werde. Ich schaffe es mit ein paar ungewollten Umwegen in 1:10h. Der Ausblick lohnt sich. Man sieht die Skyline von einer anderen Perspektive und kann auch von weitem den Kanal erkennen.

Panama City

Auf dem Rückweg mache ich die überraschende Bekanntschaft des Penis eines Obdachlosen. Ziemlich angetrunken steht er mitten in der Überführung, die ich benutzen muss, um den Highway zu überqueren, hält sein Ding in der Hand, bereit zum Pinkeln und da komme ich aus dem nichts angeschossen. Er dreht sich zu mir um, macht keine Anzeichen etwas zu verbergen und starrt mich an. Was macht man in solch einer Situation? Keine Ahnung, aber ich grinse ihn an, grüße ihn und laufe in dem engen Gang an ihn vorbei. Er nuschelt noch etwas unverständliches, ich glaube er wollte einen Dollar und schon bin ich weg. Eine ekelhafte Situation. Aber sowas passiert. Als ich zurück komme kann ich endlich einchecken, duschen und warte auf die Ladies.

Der nächste Tag steht im Zeichen des Kanals. Es gibt gewisse Stoßzeiten, bei denen es sich lohnt dort zu sein, weil dann die Schiffe durchfahren. Ich schaffe es sogar noch vorher in das Nationalmuseum. Ein relativ überschaubarer Raum mit spärlichen Informationen. Wenn das das Hauptmuseum über die Geschichte Panamas ist, etwas enttäuschend. Aber für einen Dollar Eintritt will ich nicht meckern.

Panama City

Danach geht es zur Miraflores. Eine der Schleusen, die gleichzeitig ein Museum beherbergt und eine Besucherplattform hat, auf der man die Schleusen in Aktion sehen kann. Das Museum zeigt die Anfänge der Franzosen, bis sie es schließlich nach 10 Jahren verkackt hatten und irgendwann die Amerikaner das Projekt übernommen haben, über die Flora und Fauna, die Proteste der Panamaer, die letztendliche Übergabe der Verwaltung am 31.12.1999 und die Erweiterung des Kanals um eine weitere Schleuse. Man wird hier mit Informationen konfrontiert, die meine Vorstellungskraft überschreiten. Eine Tor der Schleuse wiegt beispielsweise soviel wie 300 Elefanten oder dass 100 Millionen Liter Wasser in eine Kammer gepumpt werden muss und dass ungefähr 10 Minuten dauert. Da läuft Zuhause die Badewanne nicht so schnell voll. Einfach irre! Ein unglaubliches Projekt. Sehr beeindruckend!

Panama City
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Da anscheinend niemand was dagegen hat, dass ich mit der Gruppe herumreise und es bisher ganz gut geklappt hat, werde ich die nächste Station Valle de Anton ebenfalls mitmachen. Eine Nachricht an die gebuchte Unterkunft und wir bekommen noch eine zusätzliche Luftmatratze und der Preis wird durch vier geteilt. Passt doch. Also auf nach Valle de Anton!

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