Die 2 Monate im Dschungel haben mich offensichtlich mehr beeinflusst als mir klar war. Obwohl ich jetzt schon ein paar Tage weg bin, fühle ich mich zwischenzeitlich immer noch so, als würde ich mich mitten im Dschungel befinden.
Meine ganzen Sachen stinken. Einfach alles, alles, ALLES. Der Inhalt meines Rucksacks riecht ziemlich fies und ist teilweise schimmelig. Es ist so widerlich. Mein Rucksack war verschlossen und hat die ganze Zeit im Raum gestanden. Es ist schon krass, was die Natur so alles anrichten kann.
Ich musste in Granada erst einmal den ganzen Inhalt meines großen Rucksacks in der Wäscherei abgeben. Jetzt bin ich also raus aus dem Dschungel und bin tatsächlich etwas neben der Spur. Aber das wird sich morgen ändern. Ich bekomme meinen ersten Besuch aus Deutschland. Alex, ein Freund, den ich seit meinem Mathevorkurs für das Studium kenne, kommt hierher und wird ein paar Wochen zusammen mit mir reisen.
Auch wenn wir uns schon ein paar Jahre nicht mehr gesehen haben, verstehen wir uns von Anfang an sehr gut. Wir haben uns einiges zu erzählen und es ist schön sich mal wieder mit jemandem aus der Heimat persönlich auszutauschen.
In den ersten Tagen ist es für mich sehr interessant und lustig zu beobachten, wie Alex auf eine, für ihn unbekannte, Umwelt reagiert. Die Reizüberflutungen durch den Lärm, die ganzen Stände auf den Straßen, Gerüche, Menschen, Essen usw. Man merkt aber auch relativ schnell, dass er schon ein bisschen Erfahrung mit Reisen hat und sich schnell zurecht findet.
Granada an sich ist eine Kolonialstadt. Sie ist nicht sonderlich groß und ist recht einfach zu Fuß zu erkunden. Es gibt einen sehr schönen zentralen Platz und eine Straße mit vielen Bars und Restaurants, die vor allem am Abend gut besucht ist. Durch die koloniale Architektur muss ich automatisch den Vergleich zu Antigua in Guatemala und San Cristobal de las Casas in Mexiko ziehen und komme zu dem Schluss, dass die anderen beiden Städte einen schöneren Flair haben.
Am ersten Tag erkunden wir die Stadt und laufen bis zum See Nicaragua. Doch vorher gehen wir noch auf den zentralen Platz und probieren das Nationalgericht Nicaraguas aus. Vigoron. Eine Gericht aus Schweinefleisch, Schweineschwarte, Yucca und Kraut. Ziemlich lecker.
Frisch gestärkt kommen wir am See an. Hier kann man unter anderem Boots- oder Kajaktouren machen. Wenn man das allerdings nicht machen will, gehen einem die Touranbieter, die links und rechts die Straße zu belagern scheinen, ganz schon auf den Zeiger. Ich würde ja sagen, dass sie rumlungern wie Drogendealer, aber da die zweite Frage ist, ob man Marihuana oder Koks möchte, trifft es ja zu 😉
Am Strand angekommen schauen wir uns eine Szene an, die ich mit nur einem Wort beschreiben kann: Karma. Ein Junge, ein Teenager, ist im Wasser und hat einen Hund, denn er immer wieder ins Wasser wirft. Er quält ihn regelrecht. Der Hund möchte immer wieder zurück ans Land schwimmen, doch der Junge packt ihn immer wieder und wirft ihn im hohen Boden ins Wasser. Alex und ich kriegen beide die Krise und würden dem kleinen Penner am liebsten die Scheiße aus ihm raus prügeln. Als sie beide aus dem Wasser kommen, steht da ein kleiner Junge und will einen großen Stock ins Wasser werfen. Der Stock, zu schwer für den Kleinen, um ihn weit genug zu werfen, fliegt nur ein kurzes Stück und trifft unseren Tierquäler nur knapp unter dem Auge. Er geht in die Hocke und scheint zumindest vom Schicksal einen Arschtritt bekommen zu haben. Wir feiern die Szene und klatschen ab 🙂
Der Hafen, der Strand und die Promenade sind nichts fürs Auge, aber dafür haben wir einen magischen Moment mit einem Baum. Ich kann ihn nicht beim Namen nennen, aber durch die Anstrengung des Laufens sehen wir in ihm einen Ort zum Ausruhen. Wir klettern hoch und fläzen uns in irgendeine Mulde. Es herrscht eine angenehme Brise, wir sind im Schatten und obwohl wir nicht eingeschlafen sind, fühlen wir uns danach beide äußerst erfrischt. Es ist schwer in Worte zu fassen, aber es war wirklich ungewöhnlich erholsam.
Da sowohl Alex als auch ich keine großen Freunde davon sind, den gleichen Weg zurück zu gehen, entscheiden wir uns die Abkürzung zu nehmen, die uns unsere Karte anzeigt. Ein paar Minuten später stehen wir quasi im Ghetto. Die Straße an sich ist gepflastert und hat noch normale Häuser. Die Seitenstraßen sind oft nur einfache Wege mit viel Müll und teilweise Wellblechhütten. Da uns wirklich jeder anklotzt, merken wir beide, dass wir hier ziemlich fehl am Platz sind. Ich weiße Alex dann mal vorsichtig darauf hin, dass er vielleicht mal sein Handy zumindest in die Hosentasche stecken könnte 😉 Wir erfragen uns den Weg aus dieser Situation und folgen zunächst ein paar Schritten zwei netten Damen, die uns am Ende zu eine Brücke führen, die uns wenige Blocks vom Zentrum in eine „sichere“ Gegend führt. Dass bei der Beschreibung des Weges das Wort „gefährlich“ gefallen ist, habe ich Alex erst hinterher gesagt 😉 Bis auf ein paar komische Blicke und Worte, ist aber alles gut gegangen und sowohl Alex als auch ich haben ein kurzes Abenteuer erlebt, dass uns in Erinnerung bleibt und dass uns für die nächsten Tage mit Gesprächsstoff versorgt.
Nachdem der Jetlag halbwegs überwunden ist und sich Alex auch einigermaßen an das Klima gewöhnt hat, machen wir unseren ersten Ausflug zum Vulkan Mombacho. Am Morgen geht es mit dem Chicken Bus nach Süden und wir lassen uns an der Straße zum Eingang heraus schmeißen. Am Eingang warten wir uns kurz gesagt den Arsch ab, weil Nicaragua mal wieder irgendeinen Zettel ausgefüllt haben will, den keine Sau jemals lesen wird. Dafür hat es dann aber der Aufstieg in sich. Eigentlich ist es eine gepflasterte Straße, aber die geht wirklich steil bergauf und dass über die komplette Strecke.
Zwei durchgeschwitzte T-Shirts später kommen Alex (ja, er hat tatsächlich mehrere Shirts dabei…) und ich oben an. Hier drehen wir dann eine recht unspektakuläre Runde um den Krater und können zum Glück etwas von der Aussicht genießen. Die Gruppe aus dem Hostel, die einen Tag zuvor hier war, hatte Regen und hat nichts gesehen außer Wolken. Wir hatten mehr Glück, auch wenn die Sicht nicht durchweg klar gewesen ist. Zudem waren einige Brüllaffen zu sehen, die vor allem Alex viel Freude bereitet haben. Auf dem Rückweg merken wir dann beide durchaus, dass wir keine 16 mehr sind und freuen uns, als wir endlich in der Unterkunft ankommen, uns duschen und die Füße hochlegen können. Die Tour war aus meiner Sicht nicht die schönste, aber es war gut mal wieder eine Wanderung zu machen.
Soweit schon mal ein guter Einstieg in ein vierwöchiges Abenteuer 🙂