26 Vinales – eine Wanderung mit Rückwegen

Am Sonntag haben wir einen Bus nach Vinales genommen. Hier kommt man sich plötzlich vor, als wäre man wo ganz anders. Die Straßen sind sauber und die Menschen sind um einiges netter als in Havanna. Sie Grüßen, wenn man an einem vorbeiläuft und es kommt durchaus auch vor, dass sich sich mit einem unterhalten, auch wenn sie nichts von dir wollen.

Jedes Haus in dieser 20000 Einwohner großen Stadt ist praktisch ein Casa Particularis. Ein Casa Particularis ist grob gesagt eine Unterkunft, die privat von den Einheimischen zur Verfügung gestellt wird. Neben Hotels die einzige Form einer Unterkunft in Kuba.

Unterwegs haben wir uns per Reiseführer schon ein paar Casas vorgemerkt. In Vinales angekommen werden wir schon am Bus abgefangen. Visitenkarte, „Clean Room, Private Room, quiet, bla bla bla“. Tamara, die Besitzerin ist etwas aufdringlich, aber wir lassen uns breitschlagen und schauen uns das Zimmer an.

Eigentlich ist das Zimmer sauber und hat einen guten Preis. Wir nehmen es dann auch. Aber die Alte nervt von Anfang an rum, was wir machen wollen, dass wir von Pferdereiten über eine Tour zum 50 km entfernten Strand bis hin zur Weiterreise nach Trinidad bei ihr buchen können/sollen und man merkt, dass sie mit Sicherheit eine Provision kassiert, wenn wir das über sie buchen. Es geht soweit, dass sie uns morgens, während wir Frühstücken, damit auf die Nerven geht und endet damit, dass wir nach einer anstrengenden Tagestour (siehe unten) nach Hause kommen., eigentlich nur erschöpft sind und duschen wollen, sie uns von außen ruft, nur um wieder die gleichen Fragen zu stellen. Irgendwann ist aus meiner Sicht auch mal genug. Sich ein Zubrot verdienen zu wollen ist eine Sache, aber überhaupt kein Feingefühl für den Umgang mit Gästen zu haben ein anderes.

Leider haben wir zwei Nächte bezahlt, am dritten Tag sind wir in einer anderen Unterkunft. Heute haben wir wieder gelernt…

 

Am Tag nach unserer Ankunft versuchen wir auf eigene Faust die Gegend zu erkunden. In meinem Reiseführer für Kuba ist eine ganz ansprechende Wanderung beschrieben, die wir ausprobieren wollen. Bei starkem Regenfall an den Vortagen ist dieser Weg unpassierbar. Es hat nicht geregnet, also warum nicht?!

Wie so oft sind aber mehr Abzweigungen vorhanden, als im Führer beschrieben und schon ergibt die Beschreibung keinen Sinn mehr.

Vinales Wanderung

Vinales Wanderung

Wir finden dann über einen kurzen Umweg dann aber doch auf den „normalen“ Weg zurück. Dort stoßen wir auf eine Ananas Farm. Gegen ein kleines Erfrischungsgetränk (meistens Cuba Libre oder Cubata) habe ich eigentlich selten was einzuwenden und da das hier eine Ananas Farm ist, probiere ich natürlich die Pina Colada, die hier angeboten wird. Mit einer Prise Zimt als Toping! Um es in Davina’s Worten zu sagen: „Best Pina Colada ever!!!“ Ich habe dem nichts hinzuzufügen!

Vinales Wanderung

Vorbei an einem kleinen See und einer säugenden Sau geht es dann durch eine Höhle auf die andere Seite der Mogote (den Karstfelsen).

Der Weg führt vorbei an einem Ceiba Baum. Der mächtige Baum mit seinen großen und überirdisch sichtbaren Wurzeln scheint wohl eine gewisse Bedeutung in irgend einer Religion zu besitzen. Auf jeden Fall sind hier Opfergaben anzufinden. Diese erinnern mich nicht zuletzt wegen dem dort befindlichen Buddha, an eine asiatische Religion.

Vinales Wanderung

Kurz danach begleitet uns ein Hund für mehrere Kilometer. Er bellt jeden an, der uns entgegen kommt und läuft uns hinterher, als wäre es schon immer so gewesen. An einer Tabakfarm angekommen, erhalten wir noch eine sehr ungezwungene und authentische kleine Führung. Der junge Mann erklärt uns, dass die Felder erst ab September mit Tabak bestellt werden, erläutert, dass er 90% seiner Ernte an den Staat abgibt, die daraus Zigarren für bspw. Cohiba’s oder Romeo y Juliet machen. Zur Konservierung der Zigarren, werden diese aber dort noch chemisch behandelt. Die 10% die er selbst behalten darf, kann er privat verkaufen. Hier werden keine Zusatzstoffe mit eingearbeitet. Während er uns das alles im Trockenschuppen erklärt, darf ich eine seiner Zigarren rauchen. Er bietet mir an, die Zigarre im El Commandante Style zu Rauchen. Fidel Castro selbst scheint seine Zigarren am Mundstück in Honig getaucht zu haben. Jetzt bin ich an der Reihe: „Beste Zigarre ever!!!“

Vinales Wanderung

Während ich paffend in dem Schuppen stehe und den Moment und die Geschmack in vollen Zügen genieße, zeigt er uns wie eine Zigarre gerollt wird, welche Blätter einer Pflanze wann verwendet werden und wie die Touristen in der Großstadt beim Zigarrenkauf beschissen werden.

Nach der Führung setzen wir unseren Weg fort. Zigarre in der Hand, eine junge Dame (naja, sie ist mittlerweile 30 😉 ) an meiner Seite und ein wildfremder Hund, der vor uns her tappt, als hätten wir ihn aus den bösen Klauen eines Hundeheims gerettet. Manchmal hat das Leben ziemlich groteske Momente parat… wenn man es lässt 🙂

Vinales Wanderung

Irgendwann fängt es an ziemlich dunkel zu werden und es sieht stark nach Regen aus. Wir warten ein paar Minuten an einem Unterstand. Ein freundlicher Kubaner erklärt uns, dass die Höhle die wir ansteuern zwar geschlossen seien, aber wenn wir Licht dabei haben, könnten wir rein gehen und uns die Seen darin anschauen. Das will ich gerne machen. Das klingt spannend.

Nachdem es nicht so wirklich aufhört zu regnen, gehen wir irgendwann einfach weiter. Ansonsten kommen wir ja nie an. Ab hier lässt uns unser treuer Gefährte ziehen. Wahrscheinlich, weil wir den Weg des Reiseführers verlassen haben 😉 Der Weg wird irgendwann etwas undurchsichtig, daher nehmen wir ab jetzt nur noch unserer Offline Karte vom Smartphone zur Hand. Von Weitem kann man sehen wo der Weg lang führt. Als wir näher kommen, sehen wir, dass der Rest des Weges überflutet ist. Ok, also den Bogen nach rechts laufen. Nach vielleicht 100 Metern steht da ein Stier. Er scheint angebunden zu sein. Wir kommen näher, er fokussiert uns und fängt an mit den Vorderhufen zu scharren. Stopp! Der will nicht, das wir da vorbei gehen. Ich habe keine Ahnung, wie lange das Seil ist, wenn es überhaupt irgendwo befestigt ist. Außerdem bin ich mit kubanischen Kühen, Stieren, Ochsen, Zebras und sonstigen Paarhufern so wenig bewandert, dass ich auch nur ansatzweise einschätzen könnte, ob ich mir ernsthaft Sorgen machen muss oder einfach ganz ruhig vorbeilaufen kann. Zudem bin ich nicht alleine unterwegs und bin alleine deswegen schon nicht bereit soviel Risiko einzugehen. Also zurück. Das Schicksal hat uns gesagt, dass die Höhle von uns heute nicht besucht werden soll.

Also sind wir irgendwann wieder auf dem normalen Weg, der um die Mogoten führt. Je weiter wir kommen, desto mehr Schlamm und Matsch ist vor uns. Das Problem ist vor allem, dass der Weg wie ein Kanal ist. In der Mitte ist der ganze Schlamm und die Seiten sind so steil, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis einer von uns den Bademeister macht. Davina ist es irgendwann zu dumm und bittet darum einen Umweg auf der Karte zu nehmen, um dem schlammigen Weg zu umgehen.

Der Weg scheint durch eine Farm zu führen. Wir sehen einige Kühe und auch den „Bauern“, der uns eigentlich gar nicht wirklich beachtet. Seit dem Vorfall mit dem Stier bin ich etwas auf der Hut. Fast am Ende des Umweges können wir ins Tal schauen. Das ist eine verdammte Sumpflandschaft. Davina meint gleich, dass da alles überflutet sei. Ich alter Dickkopf muss es natürlich wissen und laufe runter, wo sich die Wege wieder treffen. Unten angekommen bestätigt sich, was sie schon vorher gemeint hat. Alles überflutet. „sSch alles nass“ 😉 Das ist ein Fluss, vielleicht ein kleiner See, aber keine Straße mehr. Ok, jetzt sehe ich auch keine andere Möglichkeit mehr, wir müssen zurück.

Wie es der Zufall so will, stehen wir ein paar Minuten später vor einem Stier. Ich kriege die Krise. Schon wieder so ein scheiß Vieh! Der Gang ist zu eng und er ist schon wieder am Scharren, als wir näher kommen. Die Kühe sind vor uns abgehauen, weil sie anscheinend Angst haben. Was soll das anderes sein als eine Drohung?! Leider ist das jetzt aber schon der Rückweg. Also erst mal über die andere Seite des Zauns und warten. Natürlich lässt sich unser Freund jede Menge Zeit, bis er an uns vorbei ist. Wurde auch Zeit, so langsam werde ich auch etwas ungemütlich, wenn ich überlege, wie lange wir noch zurücklaufen müssen.

Der Rest des Rückwegs läuft dann ziemlich unspektakulär ab. Unser Hund begleitet uns nochmal ein Stück, aber ansonsten nichts besonderes mehr.

Zurück im Casa ging es dann nur noch darum, wie wir die Schuhe am besten sauber bekommen und wie wir die Gastmutter Tamara, mit ihrer Penetration auf höchster Ebene, am stilvollsten abwimmeln.

Eine schöne Erkenntnis aus diesem Abenteuer ist, dass wir beide an einem gewissen Punkt erkannt haben, dass es einfach in Ordnung ist, umzukehren und zu akzeptieren, dass wir unser geplantes „Ziel“ nicht erreichen werden. Der Weg ist immerhin das Ziel, auch wenn man manchmal fast den doppelten Weg geht 😉

4 thoughts on “26 Vinales – eine Wanderung mit Rückwegen”

  1. Hehe, witzig. An dem Baum waren wir auch gesetzen und den Jinitero-Hund hatten wir auch einige Kilometer an der Backe. 😀
    Schade das es bei dir mit der Höhle nciht geklappt hat. Schwimmen in nem See, mit Badewassertemperatur bei absoluter Dunkelheit unter der Erde war schon cool 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.