15 Der Wasserfall von El Limon

Nachdem ich mir nach dem Krankenhaus den restlichen Tag Ruhe im Guesthouse verordnet hatte, muss ich heute mal wieder auf die Jagd. Sonst verlasse ich dieses Land und habe de facto nichts erlebt oder gesehen.

Also los, ich will heute die Wasserfälle in El Limon besichtigen. Das heißt, ich muss 15 Minuten zur Bushaltestelle. Eine einfache Betonbank. Durch nichts als Bushaltestelle auszumachen. Außerdem muss ich noch 3 Motor Conchos sagen, dass ich lieber laufe. Oh wow, so wenige haben bisher noch nie gefragt…Von der Haltestelle geht es dann ca. 20 Minuten mit dem Guagua (ein Pritschenwagen Pickup) nach El Limon und den Rest zu Fuß.

Fahrt mit dem Guagua

Wie mir schon angekündigt wurde, ist es nicht gerne gesehen, dass man sich auf eigene Faust zum Wasserfall begibt.

In El Limon rausgeworfen, frage ich, wo es zum Wasserfall geht. Ab diesem Zeitpunkt vergehen gefühlt keine 10 Sekunden, ohne, dass mich nicht irgendjemand wegen eines „Caballos“ anlabert. Es ist üblich, dass die Touristen mit dem Pferd auf diesem Pfad durchgejagt werden. Nein, schiebt euch euer „Caballo“ sonstwo hin. Ich laufe!

Auf der anderen Seite sitze ich heute sprachlich sehr gut im Sattel. Fast jeder Satz hat was mit „Caballo“ zu tun. Ich verstehe also fast alles, kann mit brauchbaren Worten um mich werfen und laufe daher mit stolzgeschwellter Brust durch die glühende Mittagshitze. Heute wird ein guter Tag!

Je näher ich dem Eingang komme, desto unfreundlich und unverständlicher wird auf mich reagiert. Mittlerweile geht es nicht nur ums Pferd, sondern ich brauche auf jeden Fall einen Führer. Alleine geht das nicht. Das werden wir noch sehen!

Auf den letzten Metern von der Straße zum Eingang kommen ein paar Jungs gerannt. Die wollen für mich den Guide spielen. Nein danke, lasst mal stecken. Ich mache das schon.

Als ich den „Eingang“ hinter mir lasse, weiß ich, es wurde bei der Aussage nicht übertrieben, dass es schlammig werden würde.

Nach 200 Metern stehe ich am Fluß. Nadja, die ich vom Guesthouse kenne, sagte mir, ich muss da im ZickZack durchwaten. Ok, dann muss ich dass halt jetzt machen.

Knietief balanciere ich also von Stein zu Stein, in der Hoffnung, nicht wegzurutschen. Im Gepäck habe ich meine Kamera und mein Handy. Eine Arschbombe im Flusslauf wäre also der Super GAU. Das ganze muss ich ein paarmal machen. Zwischendrin stehen da wieder die Jungs von vorhin, die ich eigentlich hinter mir gelassen hatte. „Guide, Guide“ „Nein!“ Verdammt, die Abkürzung hätte ich trotzdem gerne gekannt.

So, aber was nun? Ein Weg geht nach links oben weg, aber der Fluss kommt von rechts. Ein junge reitet mit einem Pferd den linken Pfad hoch, also gehe ich natürlich nach rechts. Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, oder? Irgendwann merke ich, dass ich falsch bin. Dann entdecke ich noch einen anderen Weg, der irgendwie nach oben führt. Entweder ist er das oder nicht. Oder er trifft vielleicht auf den anderen. Ach, wie spannend, ich mag das einfach auf anderen Pfaden zu wandern. Man entdeckt oft viel mehr. Ich kann außerdem jederzeit umdrehen. Nach einer wunderschönen Lichtung, stehe ich irgendwann auf einem Feld das brandgerodet wurde und danach ist nur noch dichtester Dschungel und kein Pfad mehr. Also zurück.

Als ich zurück an die Stelle komme, wo der andere Pfad nach links abgeht, schwimmen dort die Jungs von vorhin. Als ich das Wort „Gringo“ höre und sie alle plötzlich wild durcheinander rufen, muss ich über mich selbst lachen. War ja klar, die Weißwurst hat sich verlaufen 😀

Nun bin ich also auf dem richtigen Pfad. Jetzt bin ich mir sicher. Man sieht noch eine weile Pferdespuren und dann ist der Weg auch trocken. Sehr schön.

Der Weg bergauf ist mit schnellen Schritten passierbar. Nach kurzer Zeit läuft mir das Wasser überall runter. Es ist anstrengend heiß. Ich bleibe immer wieder stehen und achte auf meinen Körper. Ab und an checke ich auch mal den Puls. Vor 24h habe ich noch im Krankenhaus gelegen. Man muss es wenigstens beim Übertreiben nicht übertreiben.

Irgendwann kann ich ihn aus der Ferne sehen. Nach weiteren 10 Minuten und einer erneuten Flussüberquerung bin ich an meinem Ziel angelangt.

Endlich. Mein erster Wasserfall zur Regenzeit! Fantastisch!

Jetzt mal abwarten, bis diese Gruppe sich verzieht und dann in Ruhe schwimmen und ein paar Fotos machen. Falsch gedacht…Jetzt kommt erst mal die russische Touristengruppe. Und die geben alles. Ich komme mir vor wie bei Russians Next Top Model. Es wird sich gerekelt, was die Figur hergibt. Vorwärts, Rückwärts, im Wasser, auf dem Stein und dann die Hände zum Himmel, komm lasst uns…Mein Gott ist das peinlich! Ich mache ja selbst Selfies, aber das!?!

Als der Spaß dann vorbei ist, haben ich und ein spanisches Pärchen den Wasserfall erst mal für uns.

Geschafft, endlich wieder unterwegs 🙂

Nachdem ich damit fertig war, habe ich einen recht unspektakulären Rückweg hinter mich gebracht und den restlichen Abend bei Dan und Mantys im Guesthouse gechillt. Endlich mal wieder ein richtig guter Tag!

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