114 El Zopilote – Die Hunde von La Brisa, das Affentheater oder Loca hat eine Mango gefunden

Wie ich bereits erwähnt habe müssen die Volunteere, die in La Brisa schlafen, sich neben dem langen Weg auch noch um das Hundefutter der drei Hunde kümmern, die sich in dem abgezäunten Bereich aufhalten.

Schon alleine, wenn man keine Essen dabei hat, kann das etwas befremdlich sein. Die Hunde sind nicht aggressiv, aber sie sind überhaupt nicht erzogen. Sie springen zur Begrüßung an einem hoch, stehen und laufen im Weg herum, machen, was ihnen passt und reagieren relativ selten darauf, wenn man sie versucht etwas zu bremsen.

Ist man allerdings derjenige, der den Hunden das Essen bringt, bekommt man einen relativ speziellen Empfang. Da ich immer im Dunkeln zurück gehe und meine Stirnlampe anhabe, wenn ich das Tor betrete, kann ich nach ein paar Sekunden zuerst die Reflexion ihrer Augen im Dunkeln ausmachen und dann kommen sie in einem Galopp angesprintet, den man wirklich hören und sogar etwas spüren kann.

Loca, die erwachsene Hundedame hat einen Knall (loca = verrückt). Wie ein Pferd, dass auf seinen Hinterbeinen steht und wiehert, bäumt Loca sich auf ihren Hinterbeinen auf und denkt anscheinend schon im Stehen essen zu können, damit sie sich die Zeit sparen kann, bis die Schüssel am Boden ist. Sie bekommt immer zuerst. Da geht nichts daran vorbei. Wenn ich die Schüssel an einen anderen Hund gebe, reißt sie sich die Schüssel unter den Nagel und verjagt den anderen.

Mir gefällt das nicht, dass die Hunde gar nicht erzogen sind. Im Allgemeinen ist man sowieso schon ziemlich dreckig hier. Was man also als dreckig bezeichnen könnte, ist hier durchaus sauber. Es muss also nicht noch sein, dass die Hunde mir den ganzen Dreck noch zusätzlich an die Hosen schmieren, wenn es geregnet hat und sie an einem hochspringen.

Mir ist zwar eigentlich bewusst, dass ich keine Chance habe irgendwas zu erziehen, aber ich versuche es trotzdem. Auch, wenn ich keine Ahnung von Hundeerziehung habe… Ich nehme mir jeden Tag bestimmt 15 Minuten Zeit mit ihnen. Manchmal knuddeln wir aber auch nur. Aber selbst das ist schwierig. Wenn sie alle drei vor mir stehen, fangen sie an um meine Aufmerksamkeit zu kämpfen. Loca hat das nach ein paar Wochen verstanden und wartet schon an ihrem Platz. Sie ist immer die letzte und lässt mich dann aber manchmal gar nicht gehen. Man muss den richtigen Moment abwarten, sonst geht das Theater wieder von vorne los 😀

Bei Loca habe ich mir vorgenommen, sie dazu zu bringen, erst auf den Teller zuzugehen, wenn ich ihn freigebe. Nach 8 Wochen habe ich es nicht geschafft, dass sie komplett still hält, bis es soweit ist. Aber an guten Tagen setzt sie sich immerhin hin und der Teller ist fast am Boden, bis sie komplett die Nerven verliert 😉 Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich nicht der einzige bin, der hier seine Hundeerziehung ausprobiert. Ich frage mich wie viele Menschen in wie vielen Sprachen hier schon ihr Glück versucht haben…

An einem Tag komme ich zurück und werde nicht begrüßt. Das macht mich stutzig. Irgendetwas stimmt hier doch nicht! Als ich näher an den Bereich komme, an dem sie sich normal befinden, höre ich Loca knurren und sehe, dass sie eine Mango hat und sie offensichtlich wie ihren Augapfel hütet. Alita, die gerne ihre Grenzen und auch die der anderen testet, findet das natürlich äußerst spannend und versteht nicht so ganz, warum Loca sie da auf Biegen und Brechen nicht an dieses Ding ran lässt. Dementsprechend wird in der Nacht noch viel öfter gebellt, als das sowieso schon der Fall ist.

An einem anderen Tag, kommt Nahuel, ein anderer Volunteer, plötzlich ins Restaurant gestürmt. Da ist ein Affe in La Brisa. Er ist vom Baum gefallen. Dann gab es ein Kampf zwischen den drei Hunden und dem Affen. Jetzt liegt der Affe bewusstlos am Boden und die Freundin von Nahuel versucht ihn vor weiteren Attacken der Hunde zu schützen. Wir müssen also irgendwas machen, um den Affen zu retten. Außerdem will ich persönlich nicht, dass ein toter Affe hier alles voll stinkt. Ein paar Tage zuvor ist irgend ein anderes Tier in der Nähe verwest und ich kann euch sagen, dass dieser Geruch bestialisch ist. Ich wechsele also direkt in den Abenteuer Modus und komme mit. Keiner der hier arbeitet ist wirklich interessiert daran, einem Affen zu helfen. Der Chef hat kein Interesse und die Damen der Rezeption verstehen sowieso nicht, wieso wir eine Empathie für einen Affen haben. Also schnappen wir uns ein altes Bettlaken und versuchen den Affen zumindest auf die andere Seite des Zauns zu bringen.

In La Brisa angekommen, lenke ich erst einmal die Hunde ab. Da ich anscheinend doch ein bisschen Autorität ausstrahle, kann ich sie halbwegs in Schach halten. Währenddessen versuchen Nahuel und Victoria den Affen auf das Laken zu befördern. Nach ein paar langen Minuten rufen sie mich her und die Schwierigkeit der Situation wird mir bewusst. Da liegt ein ausgewachsener Brüllaffe vor mir, er ist nicht riesig, aber der Blick auf seine Fangzähne reichen aus, um zu verstehen, was hier Sache ist. Er atmet und scheint nicht ganz bei Sinnen zu sein. Er bewegt sich manchmal ein bisschen, aber kann die Augen nicht lange offen halten. Trotzdem will ich den Moment nicht erleben, in dem er kurz bei Bewusstsein ist und mich als seinen Feind ausmacht.

Nach ein paar verkrampften Versuchen liegt der Affe endlich auf dem Laken und Nahuel und ich bringen ihn außerhalb des abgezäunten Bereichs. Da sich kein Tierarzt auf den Insel befindet und wie zuvor schon erwähnt, keine Sau um einen Affen trauert, überlassen wir das Schicksal unseres Freundes ab diesem Zeitpunkt den Göttern.

Als ich am nächsten Morgen an die Stelle komme, an der wir den Affen abgelegt haben, ist er weg. Ich meine irgendwo so etwas wie den Schwanz zu sehen, aber kann mich nicht überwinden ganz nahe hin zu gehe.

Für mich scheint er also in der Nacht von einem anderen Tier außerhalb des Zaunes von seinem Schicksal befreit worden zu sein. Als ich es Nahuel erzähle meint er später er habe nichts gesehen und er glaube der Affe habe sich erholt und sei einfach verschwunden. Ich bin mir also nicht sicher, was wirklich mit ihm passiert ist, ich habe immerhin kein Blut gesehen. Die beiden Besitzer meinten aber, dass es durchaus möglich ist, dass Organe verletzt wurden und er trotzdem gestorben ist. Ich habe glaube ich alles getan, was ich konnte und hoffe, dass sich unsere Mühe ausgezahlt hat und dass die zweite Chance, die wir dem Affen gegeben haben, ihm geholfen hat.

1 thought on “114 El Zopilote – Die Hunde von La Brisa, das Affentheater oder Loca hat eine Mango gefunden”

  1. Hey Mathse, hab grad nach langer Zeit mal wieder in deinen Blog geschaut und mich in den Texten und Bildern verloren – nice, mate 🙂 Man munkelt, dein Kanada-Visum hat geklappt? Meld dich doch mal, wenn du Bock hast – würde mich gern mal mit dir über Reise- und Hostelideen austauschen…un iwwahaupt. Bis dahin, que disfrutes 😀 Eva

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