106 La Fortuna – Heiße Quellen, türkise Flüsse und ein Vollpfosten

Schweren Herzens und mit vielen körperlichen Beschwerden habe ich Providencia hinter mir gelassen. Bevor ich nach Nicaragua einreise, möchte ich aber noch ganz gerne nach La Fortuna und Monteverde. Monteverde hat einen bekannten Nebelwald und vermeintlich ein paar tolle Wanderungen zu bieten. La Fortuna bietet ebenfalls schöne Landschaften, scheint mir etwas abwechslungsreicher zu klingen und ist vor allem etwas wärmer. Ich will jetzt nicht sagen, dass es in Providencia kalt war, aber ich hatte immerhin in der Nacht 3 Decken, einen Schlafsack und habe in langer Kleidung geschlafen. Hätte mir das jemand vorher über Costa Rica gesagt, hätte ich es nicht geglaubt. Wie dem auch sei, La Fortuna ist die wärmere Wahl und damit gesetzt.

Leider war bzw. ist es immer noch eine generelle Fehlentscheidung gewesen. Ich kann absolut nicht sagen, dass es hier nicht schön ist. Im Gegenteil! Aber entweder man bringt hier ein Auto mit oder einen ganzen Batzen Geld. Von der Vulkanwanderung bis zum Besuch des hiesigen Wasserfalls ist alles in überteuerte Touren verpackt und es ist in den meisten Fällen schwer möglich auf alternative Weise den Ort zu erreichen. Die öffentlichen Busse fahren nur 2-3 mal am Tag in beide Richtungen und steuern die Attraktionen auch nie direkt an, sondern fahren nur mehr oder weniger in dieser Richtung daran vorbei. Der relativ kleine Ort ist voll mit Agenturen, überall alles voll von Tafeln mit den Angeboten für die Touren.

Vulkan Arenal

Mit Lucy, einer Deutschen, die ich im Hostel kennengelernt habe, habe ich mich auf den Weg gemacht, um wenigstens den Wasserfall ohne Tour zu machen, nur um dann am Eingang festzustellen, dass die Spinner 18$ von uns wollen. Okay, dass hätte man vorab recherchieren können, aber das ist ja nicht der Punkt. Ich zahle doch keine 18$ für den Eintritt zu einem Wasserfall. Ich will ihn ja nicht kaufen. Der Rückweg zeigt uns auch sehr deutlich, dass wir hier auch mit Trampen nicht sonderlich weit kommen. Ein SUV nach dem anderen fährt mit leerer Rückbank an uns vorbei. Da es wahrscheinlich in 80% der Fälle stimmt, kann ich an dieser Stelle ein Hoch auf die U.S. Amerikaner anstimmen. Wer das Prinzip des Laufens allgemein nicht kennt, dem kann man wohl auch verzeihen, dass er/sie mit diesen rausgestreckten Daumen nichts anfangen kann.

Wenigstens kann man an einer Stelle am Fluss kostenlos baden. Hier gibt es zusätzlich auch noch eine Liane, mit der die Leute ins Wasser springen können. Die Einheimischen haben da ganz schön was drauf. Aber bei der Ankunft will einer dieser Tarzans als erstes Mal 10$ von mir, um seine Kunststücke zu würdigen. Ich sag doch, die spinnen…

Baden im Fluss

Es ist wahrhaftig so, dass es hier von U.S. amerikanischen Pauschaltouristen nur so wimmelt. (Okay, abgesehen von meinem Hostel. Hier gibt es nur Deutsche 😀 ) Aber grundsätzlich erklärt es, warum hier alles so dermaßen teuer ist. Es ist ja eigentlich auch in Ordnung. Ich wäre einfach nur weg geblieben, wenn ich es vorher gewusst hätte 😀 Aber jetzt bin ich hier und versuche das Beste daraus zu machen.

Und genau das gelingt mir dann auch am folgenden Tag. Mit einer Gruppe aus dem gleichen Hostel nehmen wir den Bus der um 8 Uhr in Richtung Vulkan fährt. Dort steigen wir einige Kilometer entfernt am Highway aus und laufen zum Eingang des Parks. Zahlen müssen wir hier natürlich auch. Aber 13€ lasse ich mir gefallen. Die Weg an sich ist nichts spektakuläres, aber wird mit einem netten Ausblick auf den Vulkan und den See belohnt. Außerdem ist die Gesellschaft schön und das macht auch einiges aus.

Vulkan Arenal
Laguna de Arena

Danach nehmen wir einen Bus zurück und lassen uns bei den heißen Quellen rauswerfen. Eigentlich habe ich mich hier dem Gruppenzwang gebeugt, aber ich bin wohl mit am meisten begeistert. Die heißen Quellen sind eigentlich ein Fluss, der ganz natürlich durch den Vulkan aufgewärmt wird und ungefähr 32 Grad warm ist. Es ist einfach super angenehm sich hier in das Wasser zu setzen und zu entspannen. Wenige Meter entfernt gibt es ein Spa, welches das warme Wasser eventuell in einem schöneren Ambiente präsentiert, aber für das man auch ein Tagesticket von mehr als 70$ kaufen muss. Ich bevorzuge diese Variante 😉

heiße Quellen

Den Bus zurück verpassen wir nur knapp. Ich könnte sowieso noch Stunden hier bleiben. Das ist weniger geil, aber wieder etwas gelernt. Ein Spa Angestellter sagt uns, dass die Busse hier nie pünktlich sind und wir immer 10 Minuten früher da sein sollen. Kann man das glauben? Ein Bus der überpünktlich ist? In Lateinamerika? 😉 Immerhin hält gerade ein Touri Bus und wirft ein paar Einheimische raus. Wir fragen, ob er uns mitnimmt und er stimmt für einen annehmlichen Preis zu. Das gleiche hätten wir auch für den Bus bezahlt.

Zurück in La Fortuna gehen Lambi (ein Freund aus dem Hostel) und ich noch einen Kaffee trinken. Hier gibt es ein ganz spezielles Café, dass unbeschreiblich viele Sorten anbietet und diese kann man sich in verschiedenen Formen darreichen lassen. Ich entscheide mich für die Siphon Variante. Der Kaffee ist nicht günstig, aber er schmeckt erstklassig. Naja, macht man ja nicht jeden Tag 🙂

Kaffee im Siphon

Da ich ja zunächst etwas enttäuscht von La Fortuna war, muss ich sagen, dass dieser Tag wieder einiges raus geholt hat. Auch preislich bin ich heute ganz gut weggekommen.

Was ich hier durch Hörensagen mitbekomme habe und was mich sehr interessiert, ist der Rio Celeste. Ein Fluss der türkis gefärbt ist. Wie ich fälschlicher Weise zunächst annahm, handelt es sich hierbei anscheinend nicht um einen chemischen Effekt. Ich dachte, dass sich diverse Stoffe des Vulkans bzw. der Flüsse vermischen und dadurch die Farbe erzeugen. Es scheint sich allerdings um einen physischen Effekt (die sog. Lorenz-Mie-Streuung) zu handeln. Zwei zuvor farblose Flüsse vermischen sich und bewirken einen Abfall des PH-Wertes. Dadurch werden einige Stoffe ausgedehnt, die den besagten Effekt hervorrufen. Und dieser Effekt erzeugt die Farbe. Ich gebe keine Garantie auf die Richtigkeit dieser Information. Das hier ist keine Doktorarbeit, nur eine grobe Zusammenfassung von meinem Verständnis des Wikipedia Artikels. Ich finde es auf jeden Fall sehr interessant. Manchmal denkt man, man hat schon einiges gesehen und manchmal merkt man, dass man keine Ahnung hat. Wie auch hier. Nie gesehen! Nie gehört! Das ist ja krass! Da will ich hin!

Eine Tour dorthin würde 70$ kosten. No Way! Also muss ich ein paar Leute finden, die da auch hin wollen. Dann kann man das auch auf eigene Faust machen. Warum mit mehreren Personen? Man braucht neben dem öffentlichen Bus, der 1,5h fährt noch ein Taxi, um vom Bus zum Eingang des Parks zu kommen. Da der nicht gerade um die Ecke ist, kostet das auch nochmal 20$ einfache Fahrt und das will man natürlich nicht alleine zahlen. Sonst könnte man ja auch die Tour buchen. Der Eintritt zum Park kommt schließlich auch noch dazu.

Es findet sich also eine Gruppe und wir starten durch. Der Weg zum Park verläuft ohne Komplikationen und die Bilder an sich sollten für sich sprechen.

Rio Celeste
Rio Celeste
Rio Celeste
Nasenbär

Die Stelle, an der sich die beiden Flüsse treffen ist phänomenal. Farblos, türkis. Farblos, türkis. Farblos, türkis. Ich konnte das stundenlang machen 🙂

Die Vermischung der Flüsse

Auf dem Rückweg vom Park zum Bus lässt uns der Taxifahrer an einer Brücke raus und wir können in dem Fluss baden gehen. Leider ist er nicht warm, aber das Wasser ist dafür erfrischend und fühlt sich ganz anders auf der Haut an. Es ist irgendwie total trocken. Schwer zu beschreiben.

Baden im Rio Celeste

Summa Summarum haben wir knappe 30$ anstatt 70$ gezahlt. Das ist zwar immer noch nicht günstig, aber ich finde, es hat sich gelohnt.

Der Tag war ziemlich anstrengend und lange, also freue ich mich jetzt auf eine schöne warme Dusche und auf ein bisschen entspannen bevor der Tag zu Ende geht. Leider hat da der junge Hotelangestellte etwas dagegen. Als ich zurückkomme, fragt er mich, ob es ein Problem wäre, wenn ich ausziehe. Es gäbe ein Problem mit den Reservierungen (sie sind überbucht) und einer müsste quasi gehen. Es ist ihm ziemlich peinlich und ich weiß auch, dass er mich das fragt, weil er zu mir einen ganz guten Draht hat. Er bietet mir an, dass ich im Hotel der gleichen Kette ein Privatzimmer für den gleichen Preis bekommen würde. Ich habe zwar überhaupt keine Lust zu packen, aber ich bin da meistens ziemlich pflegeleicht. Außerdem würde ich über ein Privatzimmer nicht meckern. Also gehe ich packen und komme nach einer halben Stunde wieder an die Rezeption. „Gute Nachricht, ich konnte die Reservierungen der anderen umbuchen. Du kannst doch da bleiben!“ Will der mich verarschen? Jetzt bin ich aber sauer. Was ist den daran eine gute Nachricht? Ich habe gerade alles gepackt und an die Rezeption gebraucht. Hätte der Volldepp nicht ins Zimmer kommen können und mir Bescheid sagen, dass ich nicht packen brauche?! Von meinem freundlichen integrationswilligen Spanisch wechsele ich jetzt ganz bewusst auf ein bestimmendes Englisch. Ich ziehe vielleicht freiwillig um, um es anderen leichter zu machen, aber ich lasse mich hier nicht verarschen! Auf meiner Erwiderungen ist er ziemlich eingeschüchtert und wird sogar fast frech. Ich hätte ja noch nicht bezahlt und deswegen wäre das Bett ja sowieso zu Räumen gewesen. Bullshit Junge! Du hast das Bett einfach nicht blockiert und jetzt hast du ein Problem, dass ich für dich ausbaden soll. Die ganze Zeit mochte ich dich, aber das hier ist gerade ein ziemlicher Griff ins Klo. Ich werde morgen mit deiner Chefin reden, wenn du mir nichts besser anbieten kannst. Er ist nicht ganz so kompromissbereit wie ich das gerne hätte (oder einfach nur zu blöd, da er sich wirklich nicht geschickt anstellt), aber zumindest leiere ich eine kostenlose Wäsche meiner Kleidung aus ihm heraus. Das sind auch gute 5$. Das reicht mir.

Also gehe ich zurück in das Zimmer, packe nur das Nötigste aus und bin froh, dass ich nicht noch wo anders hin musste. Ich würde La Fortuna morgen sowieso verlassen. Das wäre anders einfach nur umständlich geworden.

Sonnenuntergan

Zum gefühlt 38sten Mal fahre ich morgen nach San José. Eigentlich wollte ich als nächstes nach Monteverde und von dort wahrscheinlich nach Nicaragua. Aber ich möchte noch einen kleinen Zwischenstopp machen. Wo und warum erfährt ihr im nächsten Beitrag 🙂

2 thoughts on “106 La Fortuna – Heiße Quellen, türkise Flüsse und ein Vollpfosten”

  1. Hi Matthias, es war mir wieder eine Freude deine Updates zu lesen! Weiter so bin gespannt wie es weiter geht! Ich bin mir ziemlich sicher das du nach San José reist um dich mit einer Bekannte zu treffen ?.

    Beste Grüße
    Patrick

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.