103 Tortuguero – ein Ort nach meinem Geschmack. Ruhige Tage mit Hängematten und einer Nachtwanderung

Tortuguero ist bekannt dafür ein idealer Nistplatz für Schildkröten zu sein. Die Touristen kommen hierher, um dem Spektakel beizuwohnen. Früher waren es die Jäger. Tortuguero heißt übersetzt nämlich Schildkrötenjäger. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei und die Schildkröten stehen hier unter besonderem Schutz. Neben einer Aufzuchtstation gibt es hier auch einen Nationalpark, der dank der Lagune weiteres Abenteuer verspricht.

Aber nicht nur das Angebot rund um Tortuguero ist abenteuerlich, schon alleine die Anfahrt verspricht spannend zu werden. Man kann es nämlich nur per Boot oder per Flugzeug erreichen.

Ich starte am Morgen um 7:45 Uhr in Cahuita und erreiche Tortuguero um 18:30 Uhr nachdem ich mit insgesamt 4 Bussen und einem Boot mehr oder weniger kreuz und quer durch Costa Rica gefahren bin. Was man nicht alles auf sich nimmt 😉

Vor allem das letzte Stück im Boot ist spannend. Da es in den letzten Monaten (ungefähr 6 Monate) nicht geregnet hat, ist der Fluss sehr niedrig. Das macht es schwieriger hindurchzunavigieren und das macht sich letzten Endes auch im Preis bemerkbar. Ab und an bleiben wir stecken und einer der Typen springt aus dem Boot und zieht uns von der Sandbank wieder in tieferes Gewässer. Abenteuerlich!

die Anfahrt


Eigentlich ist zur Zeit keine Schildkröten Saison, ich möchte aber trotzdem gerne hin. Man hört allgemein eigentlich nur positive Sachen über Tortuguero. Mir gefällt es auch direkt. Es gibt eine kleine Betonstraße, die ungefähr 2m breit ist und die ein paar Hundert Meter durch den Ort geht. Der Rest besteht aus Trampelpfaden.

die Hauptstrasse
die restlichen Wege

Es gibt hier dementsprechend weder Autos noch andere benzin- oder elektrobetriebene Verkehrsmittel. Abgesehen von der Polizei, die mit dem Motor patrouilliert. Einfach toll. Schon alleine das macht den Ort besonders.
Es ist zwar generell Hauptsaison, aber bzgl. der Schildkröten eben Nebensaison. Trotzdem ist hier ganz gut was los. Aber es ist hier anders. Man hat hier eher Familien oder ein älteres Pärchen, dass mit Fernglas bestückt und mit rentnercamouflage-okka-oliv gekleidet und einem Safarisonnenhut durch die Gegend stapft. Die Bar kann ich zwar gefühlt die ganze Nacht hören, trotzdem kommt es mir nicht so vor, als würden Touristen hierher kommen, um sich abzuschießen.

Ich lande im Cabinas Tortuguero, einem kleinen Hostel mit einem 10 Dorm und 6 privaten Zimmern. Schon bei Ankunft lerne ich den Volunteer Marcus kennen, mit dem ich mich von Anfang an gut verstehe und mit dem ich ziemlich viel Zeit verbringe. Das Hostel ist nicht nur angenehm klein und gemütlich, es hat auch einen schönen Aufenthaltsbereich, dem nicht um 21 Uhr das Licht entzogen wird und der einige Hängematten bietet.

Hostel

Da sich etwas Schreibkram gesammelt hat und es mir hier gefällt, verbringe relativ viel Zeit im Hostel. Mit Marcus habe ich tolle Gespräche, wir tauschen uns viel aus und Kochen auch gemeinsam. Er probiert viele Sachen aus und ist sehr kostengünstig unterwegs. Dadurch, dass er Spanisch spricht und alternativ reist, sind ihm schon ein paar krasse und lustige Sachen passiert. Gerade in Hinblick, wie kurz er erst reist (ein paar Wochen), ist das schon bemerkenswert. Er hat aber auch eine ziemlich coole Art an sich und versucht mit allem irgendwie Geld zu machen. Zum Beispiel hat er sich mit dem Kokosnuss Verkäufer angefreundet und produziert jetzt kiloweise Eis im Gefrierfach und vertickt es dann an ihn. Oder er trifft sich mit den Kindern im Dorf und macht mit ihnen Karateunterricht. Er hat viele Ideen 🙂

Bezüglich Aktivitäten und Touren halte ich mich etwas zurück. Der Nationalpark kostet 15$ Eintritt und das finde ich etwas zu viel. Da ich jeweils in Manzanillo und in Cahuita schon in einem Nationalpark war und meines Erachtens viele Tiere gesehen habe, glaube ich nicht, hier wirklich mehr zu entdecken. Das einzige was mich etwas lockt ist der Gedanke mir ein Kajak auszuleihen und auf eigene Faust in den Nationalpark zu paddeln. Aber da bezahle ich auch den Eintritt und es kommen zusätzlich noch 20$ für das Kajak dazu. Da es während meines Aufenthaltes relativ viel regnet, rückt der Gedanke immer weiter in die Ferne und ich spare mir letztlich die 35$.

Dafür mache ich bei einer Nachtwanderung mit. Viele Tiere sind nur in der Nacht aktiv und deshalb tagsüber nicht zu sehen. Spinnen, Schlange, Kröten usw. Ich würde gerne einmal ein Tarantel sehen oder den Rotaugenlaubfrosch. Das ist das einzige Tier, dass ich noch nicht gesehen habe, von dem ich das Gefühl habe es hier in Costa Rica noch sehen zu müssen.

Eigentlich ist die Tour ein Witz. 6 Menschen + Führer laufen mit der Taschenlampe durch die Gegend (nicht den Nationalpark, der ist ab 17 Uhr geschlossen) und leuchten in den Büschen herum, um Tiere zu entdecken. Letztendlich bin ich mit dem Preis-/Leistungsverhältnis für 20$ nicht wirklich zufrieden, aber das bin ich in Costa Rica selten. Wir haben nicht sehr viel gesehen, aber da kann niemand was für. Manchmal sieht man mehr, manchmal weniger. Wenigstens werden wir kurz vor Ende der Tour noch mit dem Anblick des Rotaugenlaubfrosches belohnt.

Rotaugenlaubfrosch

Irgend eine andere Gruppe mit ihren Taschenlampen hat ihn gesehen und jetzt rennen wir halt auch noch schnell hin. Dafür merke ich mal wieder den Vorteil, alleine zu sein und etwas Spanisch zu können. Der Guide, der die Tour in Englisch macht, redet neben den Erklärungen viel mit mir und ich bekomme noch ein paar Zusatzinfos während die anderen hinterherlaufen und sich untereinander unterhalten.

Ansonsten laufe ich einmal am Tag durch die kleinen Gässchen und genieße es hier einfach. Ins Meer darf man hier in Tortuguero überhaupt nicht, da die Strömung einfach zu gefährlich ist. Der dunkle Sand lädt mich persönlich auch nicht wirklich zum Sonnenbaden ein, also mache ich hier einfach ab und zu einen Abstecher hin und genieße die wilden Wellen, die sich ihren Weg zur Küste bahnen.

Strand von Tortuguero

Tortugero ist eigentlich ein Ort, an dem ich gerne noch etwas länger bleiben würde. Aber die Arbeit ruft.

Ich habe mir über die Plattform Wwoofing eine Volunteerstelle besorgt. Ein kanadisches Paar hat irgendwo südöstlich von San Jose, außerhalb der ehemaligen Hauptstadt Cartago, ein Grundstück/eine Farm und ich darf dort mit helfen. Ich bin schon ganz gespannt und freue mich auch endlich mal wieder was zu arbeiten 🙂

Alle Bilder von Tortuguero

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