101 Puerto Viejo – nervige Surfevents, kalte Hängematten und eine Radtour

Puerto Viejo ist übel. Ich verstehe nicht, wie einem das hier gefallen kann.

Fangen wir mal von vorne an und beleuchten die Sache von Anfang an.

Die Fahrt von Isla Bastimientos über Isla Colón nach Almirante und schließlich über die Grenze, mit Aus- und Einstempel, bis nach Puerto Viejo läuft ohne Probleme. In Puerto Viejo angekommen fängt es dann an. Vorab habe ich mich per App über Unterkünfte informiert, mir ein paar raus gepickt und darauf gehofft, dass diese nicht ausgebucht sind. Wenn eines voll ist, zieh ich zum nächsten. Irgendwann finde ich eins.

In Puerto Viejo fährt mich der Busfahrer sogar vor die Tür meiner Wahl. Durch den deutschen Semesterferienansturm (ach, die deutsche Sprache) war ich schon etwas unruhig und habe am Morgen nochmal geschaut. Eigentlich gibt es keinen Platz mehr. Nur eine andere Plattform spuckt ein paar Ergebnisse aus. Ich versuche trotzdem mein Glück, manchmal klappt es. Das Hostel ist voll und die deutschsprachige Tante ist nicht wirklich gewillt mir in irgendeiner Weise zu helfen. „Geh halt wo anders hin.“ Aber vorher darf ich, um an die Rezeption zu kommen, noch mit meinem ganzen Gepäck beladen, meine Schuhe ausziehen, weil dort nämlich ein Barfußbereich ist. Scheiß Hippies!!!

Das nächste Hostel ist am Ende des Blocks. Die sind auch voll, waren es heute Morgen aber noch nicht. Die Motivation sinkt. Wenigstens weiß ich jetzt, dass hier an diesem Wochenende ein Surfevent stattfindet. Daher weht also der Wind. Das kann ja heiter werden.

Der Typ an der Rezeption ist so nett und lässt mich das Internet benutzen und bietet mir sogar an, dass ich mein Gepäck hier abstellen kann, um etwas zu finden. Das ist doch schon mal etwas netter. Die erneute Suche spuckt irgendeine Klitsche aus, die ich eigentlich meiden wollte. Genau dort bin ich jetzt aber gelandet. Es sind noch Hängematten frei. Ich habe mich davor immer irgendwie gedrückt und habe dann doch lieber ein paar Euro mehr investiert. Hier ist es meine letzte Bastion. Jetzt ziehe ich es durch. Es gibt hier jede Menge Hostels und ich könnte bestimmt noch etwas finden, wenn ich es darauf anlegen würde. Aber es soll jetzt so sein und die Erfahrung muss ich schließlich auch irgendwann mal machen. Vielleicht bin ich danach so begeistert, dass ich ab diesem Zeitpunkt von Hostel zu Hostel renne und sage: „Wo sind die Bäume? Ich habe meine eigene Hängematte dabei!“ Wohl eher nicht…

Vielleicht verbrenne ich danach auch meine eigene Hängematte bei einer feierlichen Zeremonie. Wer weiß?! Aber wahrscheinlich wird es halb so wild, trotzdem nur ein Mittel zum Zweck, um sich unter Umständen ein paar Euro zu sparen und wird nicht zum Dauerbrenner.

Ich kann schwer abschätzen, wie viele Gäste dieses Gewirr an Hängematten und Zelten hier beherbergen kann. Es gibt zwei überdachte Bereiche mit jeweils 40 Hängematten. Keine Fenster. Alles offen.

Hängematten

Jede Hängematte hat einen Schaukelbereich von exakt 80 cm in beide Richtungen. Damit sich der Hänger auch im Schlaf drehen kann. Zur Mitte hin befindet sich eine Urin- und Kotrinne, die dreimal am Tag durchgespült wird. Und an der gegenüberliegenden Wand befinden sich der Trog, in den drei mal pro Tag die antibiotikagestreckte Mahlzeit serviert wird. Das Licht ist durchgehend an.

Ok, der letzte Absatz ist natürlich quatsch, bis auf den Abstand 😉

Man hat einen riesigen Spint, in den mein Gepäck plus zwei Personen passen würden. Das ist ziemlich praktisch, aber auch nötig, bei der Anzahl an Personen, die hier ständig kommen und gehen. Da wäre selbst der große Rucksack in Nullkommanichts weg.

Mein Vergleich mit der Massentierhaltung ist tatsächlich gar nicht so weit hergeholt, da der Bereich mit den Zelten (ich schätze ca. 60 Zelte) eigentlich nur ein Art Scheune ist. Zwei Etagen ohne Wand. Die Spints für die Zelte sind kleiner.

Zelte

Das Personal ist unfreundlich und gerade der junge Typ an der Rezeption wirkt äußerst gestresst und regt sich mehr über meine Fragen auf, als dass er sie beantworten würde. Soviel zum Thema „Pura Vida“. Ich bekomme noch nicht einmal die Toiletten bzw. Duschen gezeigt. Die Küche muss ich auch selbst finden und sie ist ein Witz. Für so viele Leute dieses kleine Ding?! Ich habe mir zum Abendessen nur Früchte geholt. Als ich in der Küche war um diese zu schneiden war dort ein einziges Chaos. Ich konnte zum Glück nach etwa 15 Minuten ein Messer und ein Schneidebrett ergattern. Damit musste ich dann auch klar kommen. Es gab keine Teller und keine Gabeln. Wundert mich auch wirklich nicht besonders…

Im Dorf sieht es an diesem Abend nicht anders aus. Total überlaufen und ich kann nichts schönes hier erkennen. Die großen SUVs und auch kleinere Autos drängen sich durch die Straßen, müssen abwechselnd halten und fahren, damit sie sich durch die engen Straßen schlängeln können. Und am Rand laufen die Pilger mit ihren Quicksilver, Volcom und BillaBong Badehosen. Der Strand lädt nicht zum Baden ein, ist aber zumindest durch seinen schwarzen Sand etwas besonderes. Für Surfer mag es hier schön sein, aber das kann ich nicht beurteilen.

der Strand von Puerto Viejo

Eigentlich mag ich solche kleinen Orte gerne, aber dank diesem Surfevent ist Puerto Viejo so dermaßen überlaufen, dass das keinen Spaß macht. Ich glaube aber auch ohne diesen Surfevent hat dieser Ort seinen Zenit an Gemütlichkeit überschritten. Die Gebäude sind so aneinander gepresst. Überall wurde noch was dazwischen gequetscht, um den Touristen ja noch etwas zu bieten und noch ein paar tausend Colón mehr rauszuholen. Mein Eindruck ist sicherlich sehr stark dadurch geprägt, dass es so brechend voll ist und dass die Semesterferien zudem unendlich viele Studenten ins Land spülen. Doch die Kombination aus allem ist für mich gerade eher anstrengend.

Da ich mich normalerweise in kleineren Hostels aufhalte, fällt mir hier richtig die Massenabfertigung auf. Mit einem lernwilligen Spanisch kann man hier nichts anfangen. Du bist weiß, deshalb reden wir mit dir Englisch. Meine versuche hier Spanisch zu reden werden direkt bei der ersten Nachfrage abgeblockt. Dafür ist keine Zeit. Soviel zu alles ist hier entspannt, „laid back“ und „Easy Caribbean Vibes“. Ich tue mir gerade wirklich schwer das zu übersetzten. Deshalb lasse ich es 😉

Nachdem ich meine erste Nacht in der Hängematte verbracht habe, bin ich ziemlich gerädert. Ich bin ziemlich oft gestochen worden, die Musik ging bis Mitten in die Nacht und sie war keine 50m entfernt. Aber meine Ohrstöpsel waren dafür ziemlich zuverlässig. Obwohl ich hier in der Karibik bin, war es in der Nacht doch etwas frisch. In der Hängematte zieht es von unten. Also musste ich mich notgedrungen mit meinem Handtuch zudecken, dass praktischerweise an der Wäscheleine über mir zum trocknen hing. Aber im Grunde war die Nacht ok. Hätte schlimmer sein können.

Beim Frühstück wieder das gleiche Spiel mit dem Geschirr und Besteck. Danach will ich so schnell wie es geht hier raus und leihe mir ein Fahrrad aus. Mit diesem fahre ich die Küste Richtung Panama entlang. Hier gibt es auf einer Strecke von 13km ein paar Strände zu sehen. So ziemlich das einzige, was man hier tun kann außer surfen. Das Rad macht einen ordentlichen Eindruck und dann kann es auch schon losgehen.

Es gibt mehrere Strände auf der Strecke. Ich halte hier und da mal, laufe ein bisschen durch die Gegend, schaue mich um und fahre weiter.

Playa de Uva

Es ist schön, aber ich habe schon schönere Strände gesehen. Außerdem ist neben dem Surfevent auch Wochenende und die Costa Ricaner besiedeln den Strand.

Am letzten Ort Manzanillo angekommen stelle ich das Rad ab und gehe in den Nationalpark. Glücklicherweise muss man sich nur in ein Gästebuch eintragen. Der Eintritt ist kostenlos. Es gibt eigentlich nur einen Weg entlang der Küste. Zu Beginn ist noch alles sehr voll. Mit der Zeit wird es einsamer. Ab und zu mache ich mal einen Abstecher entlang eines Trampelpfades, aber irgendwann geht es nicht mehr weiter und ich kehre um.

Der Blick auf die stürmische See
Nationalpark
Spinne

Nach knappen zwei Stunden begebe ich mich auf den Rückweg. Auch wenn ich unbedingt ein Faultier sehen wollte, muss ich auch noch mit dem Fahrrad zurückfahren.

Kurz vor dem Ausgang gehe ich nochmal einen Trampelpfad parallel zum Hauptweg, kann den Haupteingang schon fast sehen und da ist es plötzlich. Das Faultier. Auf 2,5m bis 3m Höhe, also relativ weit unten. Normalerweise befinden sie sich viel weiter oben in den Bäumen und man kann sie kaum sehen, wenn man nicht weiß, worauf man achten muss bzw. wenn sie sich nicht bewegen. Dieses Exemplar ist wahrscheinlich noch etwas jünger. Ich kann es dabei beobachten, wie es den ganzen Weg den hohen Baum hinauf klettert. So müsste man klettern können 😉

Faultier

Danach begebe ich mich zu meinem Rad und fahre zurück. Nach einem kleinen Abstecher an einem weiteren Strand mit einer kleinen Abkühlung geht es zurück nach Puerto Viejo. Morgen geht es weiter nach Cahuita.

Heute Nacht schaukele ich noch einmal in der Hängematte. Aber zwei Nächte in Puerto Viejo reichen mir völlig aus.

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