98 Boquete – Wanderungen der Erkenntnis oder von Menstrutionstassen, Kinderbetten und Tischtennisplatten

Unsere lustige Reisegruppe besteht mittlerweile nur noch aus 3 Personen. Wir haben unsere Gefährtin Sonja leider ziehen lassen müssen. Die Arbeit ruft. Nun sind wir also nur noch zu dritt in Boquete angekommen. Boquete liegt, so wie Valle de Anton auch, im Hochland. Klimabedingt wird es hier nie wirklich kalt und als wir dort sind, ist es sogar ziemlich heiß. Durch die Höhe und dem Klima bietet es sich als Anbaugebiet für Kaffee an. Es gibt viele gemütliche Café’s hier und es werden auch viele Touren zu Kaffeefarmen angeboten. Irgendwie wirkt dieser Ort allerdings wie ein kanadisches oder amerikanisches Bergdorf in den Rocky Mountains. Es gibt viele Häuser, die aus einem Mix aus Stein und Holz gebaut wurden. Man kann sich hier kaum vorstellen in Panama zu sein. Aber so ist es 🙂

Wir beschränken uns bei unserem Aufenthalt auf kostengünstige Touren. Die Besteigung des hiesigen Vulkans Barú würde mit ungefähr 100$ recht teuer. Die Besteigung des Acatenango in Guatemala hatte den gleichen Umfang und hat nur knappe 35€ gekostet. Daher muss man aus meiner Sicht hier eindeutig Abstriche machen. Jetzt da ich schon in deutlich günstigeren Ländern unterwegs war, verstehe ich, warum viele Leute solche Touren in teureren Ländern aussparen. Leider habe ich zu spät erfahren, dass man die Tour auch ganz ohne Guide machen kann. 6h hin, 6h zurück. Wäre mal eine andere Herausforderung gewesen. Aber es wird auch nicht die letzte Gelegenheit sein, einen Vulkan zu besteigen 😉

Nachdem wir unser Hostel nicht direkt gefunden haben, sind wir erst einmal etwas durch Boquete geirrt. Zum Glück ist der Ort nicht groß, macht aber trotzdem keinen Spaß. Vor allem, wenn wir eigentlich beim ersten Anlauf schon vor der Tür gestanden haben und uns der nette Herr Nachbar einfach mal ein paar Blocks durch die Gegend schickt. Frage niemals einen Panamaer nach dem Weg…!

Das Hostel, dass wir erwischt haben ist mehr eine Airbnb Unterkunft. Es gibt keine Rezeption und es ist alles so ausgestattet, wie in einer Privatwohnung. Ein Wohnzimmer mit Fernseher, Netflix und XBox. Alles, was das moderne Travelerherz begehrt… Allerdings gibt es hier ein 6 Bett- und ein 3 Bettschlafzimmer. Irgendwie kommt da was durcheinander oder auch nicht, auf jeden Fall sind wir die erste Nacht in einem Nebengebäude untergebracht. Hier gibt es einen großen Aufenthaltsraum mit Küche, ein Schlafzimmer und ein Bad. Außerdem eine Tischtennisplatte, die man auch noch zu einem Airhockeytisch umfunktionieren kann. Perfekt für uns. Die Mädels bekommen das Schlafzimmer und ich die durchgelegene Matratze auf dem Wohnzimmerboden 😉

Boquete
Boquete

Wir haben die Option die Unterkunft für den gleichen Preis für die restlichen Nächte zu bekommen und wir können alles aus dem Haupthaus mitbenutzen. Da wir hier mehr Privatsphäre haben und ich mich über Nacht nicht wundgelegen habe, entscheiden wir uns dort zu bleiben.

Am Abend der zweiten Übernachtung stehen wir in der Küche im Hauptgebäude und kochen, als eine Mitarbeiterin plötzlich vor uns steht und sagt, dass sie mir jetzt ein Bett bringen. Oh, das kommt jetzt aber überraschend. Da sag ich natürlich nicht nein. Eine Minute später steht sie wieder da und sagt, dass die das jetzt aufbauen und dass es ungefähr eine Stunde dauert. Jetzt wird es ein bisschen komisch. Wir hatten gar keine Zeit irgendetwas auf die Seite zu räumen, unsere Wertsachen liegen hier einfach so herum und die bauen da jetzt ohne mit der Wimper zu zucken ein Bett auf. Ein himmelblaues Kinder-Stockbett wohlgemerkt! Passend zu der Farbe meine Trainingsjacke, wie mir erläutert wird.

Boquete

Die Situation ist für einen Deutschen, wahrscheinlich für einen Europäer allgemein ein Unding. Stehen die ohne zu fragen mit 6 Mann und Frau bei uns in der Bude und bauen das Modell Löneberga auf. Ohne zu fragen. Naja, Claudia und Meike starten jeweils die Aktion „rettet unsere Wertsachen“ und im Endeffekt ist der Spaß auch nach 2 Stunden vorbei und ich habe ein Upgrade erhalten 😉

Die 2 Wanderungen, die wir in den 3 Tagen vor Ort machen sind sehr schön und geben einen guten Einblick über die Natur um uns herum. Die erste Tour geht zu den Lost Waterfalls. Man kann dazu vom Zentrum aus mit einem Collectivo fahren oder man nimmt sich ein Taxi. Bei 3 Personen lohnt sich das Taxi schon. Vor allem deshalb, weil man dem Fahrer gleich sagen kann, wann er wieder an diesem Punkt sein soll, um einem zurück zu fahren. Im schlimmsten Fall steht man nämlich oben am Berg, mindestens 6km von Boquete entfernt und schaut dumm aus der Wäsche (oder klopft total erschöpft mit letzten Kräften an irgendwelche Türen (Insider)).

Boquete
Boquete
Boquete
Boquete
Boquete
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Die Wasserfälle, die man über einen recht anspruchsvollen Weg erklimmen kann sind wirklich lohnenswert und der Weg dorthin schafft alle Unklarheiten meines Wissens bezüglich der momentan in aller Munde kursierenden Menstruationstassen bei Seite. Ich muss aber auch gestehen, dass ich gefragt habe 😉

Bei unserer zweiten Wanderung war wohl eher der Weg das Ziel. Ein Weg der 3-4 Stunden einfach durch den Dschungel führt und für uns an einer Aussichtsplattform endet, die einen bescheidenen Ausblick, im Vergleich zu der Anstrengung dorthin, bietet.

Boquete
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Trotzdem war der Weg schön und wir haben viele verschieden Vögel gesehen, naja, vor allem gehört 😉 Der Wanderweg heißt übrigens „Sendero Los Quetzales“. Den Quetzal, der als Wappentier Guatemalas dient und dessen Name auch die dortige Währung trägt, bekomme ich nur einmal als Silhouette zu Gesicht. Für mehr hat es nicht gereicht. Schon in Guatemala hätte ich ihn gerne einmal gesehen. Aber wir haben ihn immerhin sehr oft gehört. Laut Claudia klingt er wie eine quietschende Zugbremse. Aber die kennt sich sowieso mehr mit Dickpicks aus 😀

Unser Timing ist diesmal perfekt. Wir haben uns wieder von Ivón, unseren Taxifahrer des Vertrauens, fahren lassen und wir kommen pünktlich nach 6h wieder am Ausgangspunkt an.

Nachdem am Abend alle Matches an der Tischtennis- bzw. Airhockeyplatte ausgefochten wurde, heißt es erneut Abschied nehmen. Meike und Claudia werden zwar auch wie ich nach Bocas del Toro reisen, aber erstens nehmen sie das Shuttle und ich die öffentlichen Busse und zweitens haben sie auf einer anderen Insel eine Unterkunft vorgebucht. Da werden sich jetzt keine Überschneidungen mehr ergeben, insofern trennen sich hier unsere Wege.

In diesem Sinne, danke für die witzige Zeit,. Danke, dass ich euch begleiten durfte. Danke, dass Meike und Sonja Claudia überstimmt haben, dass ich mit darf 😉 (typisch Sportheimassi halt…). Danke, dass ich nicht kochen musste, sondern immer das Geschirr spülen durfte. Danke für all die Ferz und zu guter Letzt danke für den Reis, von dem ich mich noch eine Woche ernährt habe 😀

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