91 Bacalar – Von Männern mit Instrumenten, Fußballern in Hängematten und einem See mit ganz vielen Farben

Als ich in Bacalar ankomme ist es dunkel. Das ist immer etwas doof. Ich rede jetzt überhaupt nicht von der Sicherheit (in Mexiko fühle ich mich wie Zuhause), sondern einfach, dass der erste Eindruck nichts aussagt. Ich klappere 2 Hostels ab und beide sind voll. Ungünstig. Wenigstens bietet mir das zweite an, dass es mir ein Taxi bestellt, dass mich zum Partnerhostel fährt. Der Preis wird dann von meiner Übernachtung abgezogen. In Ordnung und was bleibt mir auch groß übrig, wenn ich hier nicht stundenlang mit meinem Gepäck durch die Gegend laufen will. Die Bewertungen sind zwar nicht überragend, aber ich habe definitiv gelernt, dass man in einem Hostel seine eigene Erfahrungen machen muss. Wer über längere Zeit am Reisen ist, hat einen deutlich geringeren Anspruch an Sauberkeit, als jemand, der nur ein paar Wochen unterwegs ist. Ich habe bspw. eine Gruppe deutscher Mädels in Guatemala kennengelernt, die im gleichen Hostel in Puerto Escondido waren, in dem ich 6 Wochen verbracht habe. Sie hatten eine richtig beschissene Nacht, in der ziemlich alles schief gelaufen ist, was schief laufen kann und sind dann ziemlich angepisst am nächsten Tag abgedampft. Mir ist in meiner Zeit vor Ort nichts dergleichen passiert und ich kann es nur jedem empfehlen. Manchmal muss man eben zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und manchmal ist man eben zum falschen Zeitpunkt dort.

Warum ich jetzt so ausgeholt habe? Ich komme dort an und finde ein volles 8 Betten Mehrbettzimmer vor. Mir gefällt das alles zunächst gar nicht. Das auch noch zu einem stolzen Preis von $330 Mxn (~14€). Ich wusste zwar, dass die Karibikküste teuer ist, aber wir sind hier nicht wirklich an der Küste. Es ist ein See. Obwohl überall Laguna de Bacalar steht. Warum, verstehe ich übrigens bis heute nicht.

Ja, der erste Eindruck. Als ich am nächsten Tag aufstehe und mir das Gelände anschaue und den See direkt vor mir habe sind meine Zweifel wie weggeblasen.

Bacalar

Bacalar

Bacalar

So viele Farben. Manche Stellen sind dunkelblau wo der See tief ist, an andere Stellen ist er türkis wie das Meer an der Karibikküste, um mal die eindrucksvollsten Farben zu beschreiben. Dementsprechend ist das Wasser auch sehr klar und wirkt eher wie ruhiges Meer.

Als ich darüber hinaus nach dem Frühstück zurück in das Zimmer komme und der Raum bis auf mein Bett leer ist, besteht gar kein Zweifel mehr. Ich bleibe. Hatte aber mit dem leeren Zimmer eigentlich nichts zu tun, ist aber trotzdem ganz nett 😉

Wer nach Bacalar geht, muss sich meiner Meinung nach eine Unterkunft am See suchen. Es ergibt nämlich keinen Sinn, irgendwo mitten im Ort Geld zu sparen und sich dann nicht wirklich wohl zu fühlen. Man kann hier nämlich nichts machen, außer Zeit am und im See zu verbringen. Es werden auch keine Touren in die Umgebung angeboten. Man hat die Möglichkeit öffentliche Stege zum Baden zu benutzen. Ja. Aber die sind schon gut frequentiert und einen Steg vor der Haustür zu haben und noch so eine Art Pavillon mit Hängematten direkt am See machen die Zeit erst richtig schön!

Öffentlicher Steg

Pavillon

Blick aus meiner Hängematte

Um Geld zu holen und den Ort zu erkunden, leihe ich mir eines der Räder aus, die man kostenlos bekommen kann. Das ist schon mal gut. Aber auch notwendig, da das Hostel einen 30 minütigen Fußweg vom Zentrum entfernt ist. Hier wird mir auch ziemlich schnell klar, dass es hier nur den See zu sehen gibt. Aber das ist auch gut so. Von Touren habe ich erst einmal genug.

Unterwegs mit dem Rad

Bacalar

Am selben Abend kommt Matt, aus Illinois. Einem kleinen Kaff von ~40.000 Einwohnern. Kommt mir irgendwie bekannt vor 😉 Er hatte ein Fußball Stipendium und dadurch seinen Master in England gemacht. Hat aber nie in dem Job gearbeitet und tingelt jetzt durch die Welt und versucht mit seiner Freundin aus Uruguay, die gerade in Europa unterwegs ist, irgendwie einen gemeinsamen Nenner zu finden. Kommt mir ebenfalls bekannt vor 😉 Er geht immer mal wieder zurück in die Staaten, um seine Reisekasse aufzufrischen oder arbeitet auch in anderen Ländern und dann geht es weiter mit der Reise.

Am dritten Abend kommt Chris aus Liverpool. Chris ist schon über 2 Jahre unterwegs und ein richtig interessanter Charakter. Der Typ hat eigentlich fast keine Kleider, schleppt aber eine Gitarre, eine Flöte aus Peru und eine Melodika mit sich herum. Eine Melodika ist eigentlich eher ein Kinderinstrument. Es besteht aus einer Klaviertastatur und einem Schlauch in den man hinein bläst, um den Ton zu erzeugen. Außerdem trägt er einen Hut, der mit Federn und allem möglichen Klimbims bestückt ist, das ihm die Leute hineingesteckt haben. Daher gehen viele davon aus, dass er aus Australien kommt. Ein wirklich typischer Hut für Australier. Ich dachte auch im ersten Moment, dass er aus Australien komme. Ein richtig bunter Vogel.

Chris mit Flöte

Chris mit Melodika

Und so verbleiben wir die nächsten 8 Tage, werden Buddies, machen Musik, gehen täglich zum gleichen Restaurant zum Shrimp Tacos essen (wirklich jeden verdammten Tag!), lesen, springen in den See oder hängen einfach nur in dem Pavillon direkt am See rum. Matt und ich haben sogar beide unsere Stammhängematte.

Die Gang

 

Beim Shrimp Taco essen

Was braucht man mehr? Einen Sonnenaufgang, richtig! Ich schaffe es fast jeden Tag pünktlich zum Sonnenaufgang aufzustehen. Auch wenn dieser immer von Wolken verdeckt ist. Aber 2 halbwegs schöne Sonnenaufgänge waren trotzdem dabei.

Sonnenaufgang

Sonnenaufgang

Sonnenaufgang

Danach mache ich noch vor dem Frühstück eine Runde Yoga und starte danach zufrieden in den Tag. Es ist schön mal wieder eine Routine zu haben 😉

Yoga mit dem Hund

Und das war es eigentlich auch schon. Mehr haben wir nicht gemacht. Eigentlich würde ich gerne dutzende Seiten füllen, weil ich solch ein gute Zeit hatte. Aber ich habe hier kein „Abenteuer“ in dem Sinne erlebt, von dem ich jetzt lang und breit berichten könnte. Also ist es nun mal so. Das ist wohl relativ schwer jemandem beizubringen, aber wir (und ich kann mit gutem Gewissen für uns 3 sprechen) hatten eine grandiose Zeit. Ohne die jeweiligen Anderen wäre das natürlich niemals so besonders gewesen, was der eigentliche Grund ist, warum wir überhaupt so lange geblieben sind. Abgesehen davon, dass wir uns super verstanden haben, habe ich mit jedem der beiden eine speziell Beziehung aufgebaut. Mit Matt hatte ich die tiefgründigen Gespräche und mit Chris habe ich viel Musik gemacht und er hat mich dazu ermuntert mehr Zeit in die Musiktheorie zu investieren. Wir waren ein gutes Team und es wird mir in sehr guter Erinnerung bleiben!

So, meine letzte Station führt mich nach Tulum, mal sehen, was da so los ist…

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