86 Bye Bye Guatemala

Ich habe nun 3 Monate in Guatemala verbracht. Das Land hat mir wirklich gut gefallen. Nicht so gut wie Mexiko, aber es ist eben anders und hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Seinen eigenen Charakter.

In Guatemala gibt es 22 offizielle Landessprachen. Neben Spanisch besteht der Rest fast nur aus Maya Sprachen. Und diese ähneln sich in Teilen ungefähr so wie romanische Sprachen. Hinzu kommt, dass es 60% indigene Bevölkerung gibt. Je nachdem auf welche Quellen man sich bezieht, können es auch weniger sein, aber der Grundproblem sollte damit klar sein. Diese Bevölkerungsgruppe lebt von etwas mehr als 2€ pro Tag. Deshalb wird hier den ganzen Tag auch nur Reis, Bohnen und Tortillas gegessen. 50% dieser indigenen Bevölkerung ist dementsprechend unterernährt. Sehr viele sind Analphabeten und natürlich betrifft das vor allem die Frauen, weil man sie für die Hausarbeit abbestellt.

Selbstverständlich wird das Land von der nicht indigenen Oberschicht regiert. Aber wo ist das nicht so?! 2% der Bevölkerung besitzen die ganzen Ländereien in Guatemala.

Man kann sich hier relativ gut vorstellen, wie diese Kombination aus den verschiedenen Sprachen und der hohen indigenen Bevölkerung, die nicht wirklich vertreten wird, plus die große Armut ein hohes Konfliktpotential darstellt.

Bürgerkrieg
Der Bürgerkrieg in Guatemala hat von 1960-1996 gewütet. Das heißt, dass die Menschen, die älter als 22 Jahre alt sind, den Krieg noch miterlebt haben.

Vor dem Krieg hat der damalige Präsident Jacobo Arbenz Landreformen durchgeführt. Er wollte den Besitzer besser verteilen und auch mehr dafür sorgen, dass die indigene Bevölkerung einen Teil des Kuchens abbekommt. Damals besaßen 2% der Großgrundbesitzer ungefähr 70% der Ackerflächen. Unter anderem die UFC (United Fruit Company), ein U.S. amerikanisches Unternehmen, zu dem Chiquita gehörte und die damals sowohl Besitzer der Eisenbahngesellschaft, als auch des damals einzigen Karibikhafens waren. Ein Unternehmen, das dieses Land nach Strich und Faden ausbeutet und quasi auch die Politik durch ihren großen Einfluss lenkt. Durch den großen Export an Bananen wurde übrigens der Begriff Bananenrepublik geprägt.

Ob dies nun der Hauptgrund für die CIA Intervention war oder ob man einfach gemäß der Truman-Doktrin gehandelt hat und wahllos alles, was nicht auf Kapitalismus aus ist und somit als kommunistische Bedrohung eingestuft wird, im Keim ersticken muss, sei dahin gestellt. Man wollte diesen Präsidenten aus dem Amt haben und hat das auch mit allen Mitteln erreicht.

Die von den USA darauf unterstützten Präsidenten haben das Land weiter in den Abgrund gerissen, aber es wurde behauptet, dass man mal wieder die Welt von einer kommunistischen Gefahr beseitigt hatte. Letztendlich ist das Land dank der „Hilfe“ in den Bürgerkrieg gestürzt. Armee (mit Unterstützung der USA) gegen Guerillas (vermeintliche Interessenvertreter der indigenen Bevölkerung). Das dabei vor allem ein Großteil der Opfer zu der indigenen Bevölkerungsschicht zählte, ist nur ein trauriger Zusatz, der das Dilemma einmal mehr untermalt.

1999 entschuldigte sich Bill Clinton im Namen der USA mit folgenden Worten: „For the United States it’s important that I state clearly that support for military forces and intelligence units which engaged violance and widespread repression was wrong and the United States must not repeat that mistake.“

Gerade bei der 6 Tages Wanderung bei der ich teilgenommen habe, wurde mir einiges über dieses Thema sowohl beigebracht, als auch klar. Die Tour wurde ja von Volunteers aus den USA geleitet und die hatten natürlich vor ihrer Ankunft keinen blassen Schimmer, was da vor ein paar Jahrzehnten abging. Im Geschichtsunterricht wird sowas in den USA nicht behandelt. Auch die ganzen anderen Putsche und Verbrechen, die man im Namen der Demokratie im Rest von Lateinamerika durchgeführt hat kennt man nicht, wenn man das Land nicht verlässt (natürlich im übertragenen Sinne gemeint). Daher bin ich an dieser Stelle froh ein Deutscher zu sein, wo man mit seinen Fehlern verantwortungsbewusst umgeht und hoffentlich auch für die langfristige Zukunft daraus lernt. Nicht wahr Leute?! *Hust, Hust*

Gefahr & Gewalt
Im Gegensatz zu Mexiko habe ich mich hier nicht mehr ganz so sicher gefühlt. Es ist nie etwas vorgefallen, was es begründen würde, aber es gibt einfach ein paar Dinge, die hier anders sind.

Jeder Einheimische (natürlich vor allem diejenigen, die dadurch kein Geld an dir verdienen) rät dir davon ab nach Guatemala Stadt zu gehen oder mit dem Chicken Bus zu fahren. Es wird ziemlich oft von Zwischenfällen berichtet und so ziemlich in jeder Stadt wird dir gesagt, dass du in der Nacht nicht durch die Straßen laufen solltest. Freunde von mir waren einige Tage/Wochen in Guatemala Stadt (ich bin auch eine Nacht dort gewesen) und es war alles bestens. Die Straßen im Allgemeinen sind aber tatsächlich an der ein oder anderen Ecke etwas dunkler/schlechter ausgeleuchtet, wie man das gerne hätte. Auch wenn das oft nur daran liegt, dass sie einfach die defekte Birne der Straßenbeleuchtung nicht austauschen.

Manchmal frage ich mich, ob dieses Land wirklich so unsicher ist oder ob dieses Gefühl schlicht und ergreifend daher rührt, dass man ständig erzählt bekommt, man sollte nicht dies machen, man sollte nicht da alleine hingehen. Grundsätzlich wird auch jede Vulkanbesteigung oder andere Wanderungen, die man alleine machen will, damit kommentiert, dass da oft Leute überfallen werden, die nicht in einer (geführten) Gruppe unterwegs sind. Das schreckt schon ab und man überlegt sich zweimal, ob man es alleine macht. Für ein paar Touren war ich alleine unterwegs. Ein paar Mal, habe ich die Gruppe bevorzugt. War das nur Panikmache, damit der Tourismus am Rollen bleibt oder war es eine begründete Warnung und ich hatte einfach nur Glück? Der Nachbar meiner Gastfamilie in San Pedro hatte nach einem Chicken Bus Überfall in Guatemala Stadt einen Streifschuss an der Schläfe. Wirklich keine große Verletzung, aber es zeigt, dass es passieren kann. Davon mal abgesehen habe ich nie von einem anderen Reisenden etwas Negatives in dieser Hinsicht gehört. Da muss sich wohl jeder selbst ein Bild davon machen. Oder es sein lassen 😉

Essen
Das Essen besteht generell sehr viel aus Bohnen, hauptsächlich dunkle in pürierter Form und je nach Region und Wohlstand hat man auch immer Reis auf dem Teller.

Die Backwaren in Guatemala sind im Vergleich zu Mexiko richtig gut. Sowohl das Brot als auch die Kuchen waren meiner Meinung und Erfahrung nach deutlich besser. Kommt leider immer noch nicht an Deutschland/Europa ran, aber sie geben sich mühe.

Dafür ist der Kaffee Guatemalas aber hervorragend. Hier bin ich oft durch die Gegend gelaufen, nur um einen Kaffee trinken zu gehen.

Fazit
Die Menschen in Guatemala sind alle sehr sehr freundlich. Vielleicht nicht ganz so krass wie die Mexikaner, aber bei denen ist das ja manchmal schon übertrieben gewesen 🙂

Dadurch, dass ich hier insgesamt 4 Wochen bei 2 unterschiedlichen Familien gewohnt habe, konnte ich einen guten Einblick in die Kultur erhalten. Zumal die erste Familie indigen und ziemlich arm ist und ich die einzige Einnahmequelle dargestellt habe. Die zweite Familie repräsentiert aus meiner Sicht wohl den Mittelstand.

Guatemala ist meines Erachtens eine Reise wert. Da das Land nicht ganz so groß ist, kann man es gut in ein paar Wochen bereisen. Besonders der Lago de Atitlán hat es mir angetan und gehört zu einem der schönsten Orte, die ich bisher gesehen habe. Ist natürlich immer individuell anders, aber meine Empfehlungen hat sowohl das Land und vor allem auch der See 😉

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