78 Xela – Ein heißes Bad, eine Zeremonie und der dicke Schädel zur 6 Tageswanderung

Nach Quetzaltenango (Xela) bin ich eigentlich nur gefahren, um hier ein paar Wanderungen zu machen und mir die Angebote der Sprachschulen anzuschauen.

Das Hostel in dem ich unter bin ist super. Es ist ruhig, gut ausgestattet, gemütlich, keine Hochbetten und das Internet funktioniert gut. Zudem wird einem beim Einchecken ein Blatt mit Informationen der Sehenswürdigkeiten, Touren und Empfehlungen rund um Xela ausgehändigt. Ein super Sache. Daher miete ich mich nach der ersten Nacht auch direkt mal für eine Woche ein. Dadurch bekomme ich eine Nacht umsonst. Das einzige, was man negativ anmerken könnte ist, dass es etwas altbacken ist. Aber das ist mir ja eigentlich egal.

Xela ist die zweitgrößte Stadt Guatemalas, hat ungefähr 140.000 Einwohner und ist potthässlich. Schon als ich in den ersten Tagen durch die Straßen ziehe, um die Schulen abzuklappern, ist mir schon klar, dass ich hier nicht unbedingt lernen möchte. Man hat zwar weniger Touristen hier, was einem das Lernen ja erleichtern soll, aber es ist einfach so unglaublich unansehnlich und ungemütlich, dass ich lieber wieder zurück an den Lago Atitlán gehe. Es ist ja auch nicht so, dass ich wie ein dummer Leute anspreche. Dazu bin ich nun mal nicht der Typ. Dafür will ich ja dann bei einer Familie wohnen, um das Erlernte intensiver anzuwenden. Insofern ist es im Endeffekt wohl auch egal, wo ich hingehe.

Dafür nutze ich die Zeit und hole mal wieder etwas mit meinem Blog auf. Durch das Reisen mit Paola die Wochen davor habe ich keine Zeit gehabt, Texte zu schreiben und meinen Blog zu aktualisieren. Die ganze Arbeit mit dem Blog ist zwar schon Routine, aber trotzdem deutlich zeitaufwendiger, als man vielleicht glauben mag. Außerdem muss ich auch immer wieder meine Bilder auf die Cloud übertragen, was auch ziemlich viel Zeit kostet. Es fordert vor allem viel Geduld, bei den instabilen Internetverbindungen.

Bei einem Rundgang durch die Stadt mache ich einen Abstecher auf den Friedhof. Wurde mir sozusagen als Sehenswürdigkeit empfohlen. Klingt schräg, ist aber ganz interessant, was man hier so sieht.

Xela

Xela

Xela

Xela – Man beachte den Spezialheiner im Eingang. Natürlich schläft hier jemand seinen Rausch aus.

Xela

Auf dem zuvor erwähnten Informationsblatt steht außerdem etwas von heißen Quellen. Zum einen eine Tour in einen Park, in dem sich quasi ein Freibad befindet, das mit dem Wasser von den heißen Quellen der Berge befüllt wird. Die Bilder sehen ziemlich nach junger Partyatmosphäre aus und kostet insgesamt 180 Quetzal (20€). Es gibt dazu eine lokale Alternative, die zwar nicht so luxuriös, aber dafür deutlich günstiger zu sein scheint. Das klingt für mich spannender. Also mache ich mich eines Vormittags auf den Weg.

Zuerst fahre ich mit dem spottbilligen Chicken Bus (3,75Q) nach Almolonga. Hier befinden sich die Bäder. Am Ende des Dorfes sind sie dann auch eines nach dem anderen aufgereiht. Ich laufe zuerst ein bisschen auf und ab, bis ich mich für eines entscheide. Dann lasse ich mir die Dinger zeigen. Jaaa… Luxus ist wirklich etwas anderes.

Xela

Aber da der Spaß nur 7Q für 1,5h kostet, ziehe ich das jetzt einfach mal durch. Aus dem einen Rohr kommt das heiße, sulfithaltige Wasser. Und mit heiß meine ich richtig heiß. Aus dem anderen kommt warmes Wasser, um die Geschichte etwas zu neutralisieren. Und so koche und plansche ich ungefähr eine Stunde vor mich hin, muss ab und zu mal raus, weil ich es an den Kreislauf kriege und bin letztendlich super entspannt, als ich dort raus gehe.

Dann laufe ich noch ein bisschen durchs Dorf und lasse mich begaffen. So oft sehen die anscheinend keinen Weißen… Der Bus zurück kostet dann nur noch 3Q, weil ich ein Stück gelaufen bin. Alles in allem habe ich also 13,75Q (1,5€) gezahlt und habe im Grunde genommen im gleichen Wasser gebadet, wie bei der anderen Tour. Was so ein bisschen Luxus ausmacht 😀

Auch wenn es wirklich schäbig aussieht, ich hatte meinen Spaß 🙂

Xela

Ein paar Tage später habe ich mich zwei Jungs aus dem Hostel angeschlossen. Der 20 jährige Österreicher und der 33 jährige Niederländer wollen zur Laguna de Chicabal. Ein erloschener Vulkan, der mittlerweile zu einem See geworden ist und von den hiesigen Mayas als heilige Städte angesehen wird.

Am Morgen beginnt das Abenteuer. Es fängt schon damit an, den richtigen Bus zu erwischen. Nach etlichen Anläufen und Fragerunden landen wir endlich an der richtigen Haltestelle. Vorher haben wir aber fast die doppelte Strecke zurückgelegt, bis wir diese erreicht haben.

Vor Ort angekommen geht es direkt los. Das Dorf in dem wir aussteigen ist steil am Hang gebaut. Da weiß man direkt was Sache ist. Eigentlich geht es fast die ganze Zeit steil bergauf. Unser junger Österreicher legt ein ordentliches Tempo vor. Dem Niederländer und mir gehen irgendwann die Puste aus und wir müssen langsamer machen. Wir haben es ja auch nicht eilig. Höchstens der angekündigte Regen am frühen Nachmittag wäre ein Grund dafür.

Xela

Als wir nach etwas weniger als zwei Stunden oben ankommen, merken wir schon, dass wir hätten etwas früher losgehen müssen. Bzw. jemand hätte uns gleich zur richtigen Haltestelle schicken sollen. Das hätte wahrscheinlich auch gereicht. Es ist nämlich so neblig, dass wir vom Aussichtspunkt noch nicht mal den See sehen können. Schade. Dann gehen wir einfach mal die 600 Stufen runter und schauen uns an, was man von da so sehen kann.

Xela

Unten angekommen ist es besser. Immer wieder ziehen die Wolken über den See und manchmal sieht man auch gar nichts, aber das macht es eigentlich viel schöner. Zwischendrin ist es außerdem immer wieder klar.

Xela

Xela

Mit uns sind auch einige Maya den Berg hochgekraxelt. Also wir sind gekraxelt und sie mit ihren Hausschuhen hochgelaufen… Erst als sie sich alle sammeln, wird mir klar, dass die hier eine Zeremonie haben.

Xela

Wir beschließen eine Runde um den See zu laufen. Hier sind alle paar hundert Meter so etwas wie Kreuze/Ältäre aufgestellt. Durch das ständige Kommen und Gehen der Wolken verlieren wir etwas die Orientierung und erkennen nicht, dass der Gesang von den Leuten kommt, die mit uns den Berg hoch gelaufen sind. Ein Mix aus Gesängen und Gebeten, anscheinend jeder für sich alleine, schallt über den in Wolken gehüllten See. Ein äußerst mystisches Ereignis. Als wir den See umrundet haben und auf die Gruppe zulaufen, lichten sich die Wolken und wir sehen, dass die Gruppe teilweise im Wasser steht für diese Zeremonie. Das ist bestimmt ziemlich kalt.

 

Nun fängt es zu Donnern und Blitzen an. Da der Österreicher und der Niederländer vor ein paar Tagen dank dem Regen nur einen halben Vulkan machen konnten, zieht der Österreicher jetzt das Tempo für den Rückweg richtig an. Endlich sehe ich ihn auch mal etwas schnaufen. Neben so einem trainierten Jungspund fühlt man sich wirklich richtig alt 😀

Zu guter Letzt kommen wir ohne einen Tropfen Regen in Xela an. Eigentlich war der See nur ein See. Wenn man Bilder davon im Internet sieht, sind das meistens Bilder aus der Luft. Die sind beeindruckend. Vor Ort ist es nun mal einfach nur ein See. Dafür war die Maya Zeremonie wirklich sehr eindrucksvoll und hat es letztendlich zu einem tollen Ausflug gemacht.

An einem anderen Tag bin ich morgens am Skypen und sehe, wie ein neuer Gast eincheckt. Als ich fertig bin und ins Zimmer komme, begrüßt er mich schon mit „Servus“. Hat mich also schon beim Skypen gehört. Der Patrick aus der Schweiz. Wir kommen schnell ins Gespräch und haben vom Reisen her viel gemeinsam. Er ist ebenfalls mit dem Containerschiff über den Atlantik, war ziemlich lange in Mexiko und hat auch eine ähnliche Route wie ich gemacht, usw. Das verbindet natürlich. Außerdem spürt man manchmal auf Anhieb, dass ein Mensch auf derselben Wellenlänge ist oder nicht. Mit seiner lockeren und offenen Art, dauert es nicht lange, bis wir beschließen für „ein“ Bier ins Nachbarhostel in die Rooftopbar zu gehen. Naja, den Rest kann man sich fast denken. Es ist ausgeartet, wir sind noch mit eine paar Einheimischen in eine(n) weitere(n) Bar/Club. Nach Sperrstunde sind wir noch in einen inoffiziellen Afterhourschuppen und wir wissen beide nicht mehr, wie wir nach Hause sind. Seinen Geldbeutel (mit 2 Kreditkarten) und seine Jacke hat er am nächsten Morgen nicht mehr. Als ich dann mal meine Hose inspiziere und seinen Geldbeutel finde, kann ich mich auch wieder erinnern, dass er ihn mir gegeben hat. Warum wissen wir beide nicht mehr…

Aber die Jacke war wirklich weg. Verloren in einer Bar, die es offiziell nicht gibt. Versteckt in irgend einem Hinterhof, an dessen Weg wir uns beide nicht erinnern können. Satz mit X. Er hat sogar die Nummer des Besitzers herausgefunden, aber der hat nie geantwortet…

Am Absturztag hat er eine 6 Tageswanderung gebucht. Am Katertag bin ich mit ihm zu der Agentur, weil er erstens bezahlen musste und ich zweitens Informationen über die gleiche Tour oder die Tour zum Tajumulco haben wollte. Tajumulco ist mit 4220m der höchste Vulkan in Guatemala und gleichzeitig von ganz Zentralamerika. Die Agentur nennt sich Quetzaltrekkers. Die Guides sind alle Volunteers, die sich für 3 Monate verpflichten und die Touren machen. Das Geld geht, nach Abzug der Kosten für die Wanderungen, ausschließlich auf ein Konto einer Schule, die gegründet wurde, um Straßenkinder ein Zukunft zu ermöglichen. Die Touren sind zwar etwas teurer als vergleichbare Angebote, aber dafür geht das Geld auch an einen guten Zweck. Also wenn dann hier! So viel steht für mich fest.

Da ich mich mit einem dicken Kopf nicht entscheiden konnte/wollte, habe ich noch bis zum nächsten Morgen um 11 Uhr Zeit, da ich sonst mehr zahlen müsste. Letztendlich habe ich mich für die 6 Tagestour entschieden. Erstens, weil ich schon eine Vulkantour gemacht habe. Zweitens, weil eine 6 Tagestour mich reizt und nach Abwechslung und Abenteuer klingt und drittens, weil ich mit Patrick in den letzten Tage ein richtig gutes Verhältnis, nein, eine Freundschaft, aufgebaut habe und ich glaube, dass das richtig witzig wird.

Quetzaltrekkers

Um Punkt 11 Uhr stehe ich auf der Matte und lege das Geld auf den Tisch. Am Abend gibt es eine Vorbesprechung und wir haben die Möglichkeit uns die nötigen Dinge für diese Tour auszuleihen. Ich bin gespannt…

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