67 Home Sweet Home in San Cristóbal de las Casas

Fast sechs gottverdammte Wochen habe ich mir die Eier in Puerto Escondido von der Sonne brutzeln lassen. Es war herrlich und ich werde diese Zeit und vor allem die Menschen, die mich darin begleitet haben nicht vergessen und in bester Erinnerung behalten.

Nach ca. 33-37 Grad am Meer geht es in einem 13 stündigen Friermarathon (ja, lies das Wort besser zweimal) um die 18 Grad in das ungefähr 20 Grad warme San Cristóbal auf ca. 2200m. Hier habe ich damals meine erste längere Pause beim Reisen gemacht und eine Sprachschule besucht. Vorab habe ich mich mit Angel, dem Besitzer des Hostels, in Verbindung gesetzt und er hat mir dann ein Bett reserviert. Ich habe sogar die erste Nacht ein Privatzimmer für mich alleine zum Preis eines Bettes im Mehrbettzimmer. Home Sweet Home!

Abgesehen davon, dass ich die Nacht mal wieder kaum geschlafen habe und total gerädert im Hostel ankomme, fühlt es sich schön an, wieder hier zu sein. Der Gang durch die Straßen zeigt mir jetzt ganz deutlich: San Cristóbal de las Casas ist die schönste Stadt in Mexiko, die ich gesehen habe. Es ist hier vergleichsweise immer kalt und es regnet einfach immer. Aber es hat einen solchen Charme durch die Straßen und Gassen zu schlendern und in fast jeder Einfahrt ein kleines Café oder Restaurant zu entdecken. Ich frage mich immer noch, wie das funktioniert in dieser relativ kleinen Stadt.

Zufällig befindet sich mein Freund Carlos heute noch in San Cristóbal und wir treffen uns. Er war hier auch schon mal hier gewesen und schleppt mich kurzerhand in eines seiner Lieblingscafés. Ich habe diese Café vorher nie gesehen und weiß auch nicht, ob ich überhaupt schon mal in dieser Straße gewesen bin. Da er einer meiner Eckpfeiler in Puerto Escondido war, freue ich mich wirklich sehr ihn nochmal zu treffen. Ein wunderbarer Mensch!

Wiedersehen mit Carlito

Leider nimmt er am Abend den Bus nach Oaxaca und damit trennen sich unsere Wege auch schon wieder.

Am Tag darauf nehme ich mir vor in die umliegenden Dörfer zu fahren. Das habe ich das letzte Mal nicht gemacht. Ich war ja nur 5 Wochen da 😉 Aber zunächst treffe ich am Morgen erst mal den Besitzer Angel, der von einer Reise zurückkommt. Einfach ein klasse Typ und es fühlt sich an, als wäre ich nie weg gewesen. Danach vertrödele ich in alter Mathias Manier ein wenig Zeit und mache mich danach erst mal auf, um etwas zu essen. Mit leerem Magen mache ich mich nämlich nicht auf den Weg. Durch meinen letzten Aufenthalt kenne ich so viele schöne Orte in der Stadt, die ich am liebsten alle nochmal besuchen möchte. Aber die Zeit ist begrenzt. Also laufe ich einfach los und lasse mich von meinen Gefühlen steuern. Ich lande in einem vegetarischen Restaurant, das ich gerne in meiner Mittagspause der Schule besucht habe. Als ich eintrete guckt mich der Chef an und sagt, du warst schon mal hier! Ugghh, ja, krass! Kann der sich doch tatsächlich an mich erinnern. Das ist immerhin fast elf Monate her.

Er ist ein sehr gesprächiger Zeitgenosse und kann auch ein bisschen Deutsch sprechen. Ich esse und wir quatschen ein bisschen und das ganze endet darin, dass wir uns Videos von „Botas Picudas“ anschauen und vor allem er sich wegschmeißt vor lachen. Schaut euch das auf jeden Fall mal an, dass ist sowas von bescheuert 😀 Danach kommen wir noch auf das Thema Naturhäuser und Bambushütten bauen und schon habe ich wieder eine neue Anlaufstelle 😉

Danach mache ich mich dann tatsächlich noch auf den Weg in eines der Dörfer. Was das ganze so besonders macht, ist die Kirche im Dorf. Die sollte man übrigens dort lassen… Tut mir leid, das konnte ich mir nicht verkneifen… In der Kirche werden in einem Ritual Hühner geopfert. Sowas ist dann natürlich bei den Touristen in aller Munde. Ich bin erst gegen 17 Uhr dort und erwarte es gar nicht mehr zu sehen und ich bin jetzt auch nicht so wild darauf den gaffenden Touri zu machen. Als ich im Dorf ankomme, mache ich auch bewusst einen Umweg und schaue mir erst den Ort an, bevor ich zur Kirche komme. Als ich dann letztendlich die Kirche betrete, sehe ich ein merkwürdiges Bild. Hier gibt es fast kein Protz und wenig Gold. Es gibt keine Sitzbänke und der geflieste Boden ist fast vollständig mit einer Art Gras bedeckt. Die Seiten haben so etwas wie Altäre und darauf ist alles voll mit Kerzen. Ich bleibe respektvoll recht nahe am Eingang stehen und schaue mir alles in Ruhe an. Eine ganze Familie sitzt ca. 20m von mir entfernt auf dem Boden, zündet Kerzen an und macht da irgendwas. Ich kann nicht wirklich alles erkennen, da das meiste verdeckt wird. Dann höre ich ein Huhn und weiß, wo die Reise hingeht. Die Oma zieht das Huhn aus dem Sack und nach kurzer Zeit höre ich kein Gegacker mehr. Dafür streicht die alte Dame dann das tote Huhn über eines der Kinder. Die anderen Kinder tollen ein bisschen herum und schenken dem Geschehen keine Aufmerksamkeit. Ein groteskes Bild für einen Europäer.

Am Abend sitze ich im Hostel und schreibe diesen Text und ein kleine Gruppe von Leuten trinkt ein paar Bier bevor sie ausgehen. Als einer anfängt Gitarre zu spielen und ein paar mir bekannte Songs spielt, schnappe ich mir kurzerhand meine Ukulele und wir jammen ein bisschen und der Rest singt dazu. Das war richtig schön 🙂

Morgen geht es mit den Collectivos nach Palenque. Dort treffe ich mich wieder mit Paola. Momentan kann sie nicht arbeiten, nennen wir das Kind beim Namen, die Mafia mag nicht, was ihre Firma macht. Deshalb hat sie einige Wochen „frei“, bevor sie weiß, wie es weiter geht. Wir nutzen die Zeit und wollen zusammen Chiapas bereisen. Ich freue mich schon 🙂

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