Vom Krankenhaus und anderen Stolpersteinen

enn ich hier über die schönen Erfahrungen beim Reisen spreche, muss ich natürlich auch über negative Erfahrungen sprechen. Also gut dann, anschnallen bitte. Es geht los!

Nach an den letzten Tagen auf dem Schiff habe ich gemerkt, dass ich vereiterte Mandeln habe. Da ich keine richtigen Schmerzen beim Schlucken hatte, habe ich es ignoriert. Mein Hausarzt hat mir eine Packung Breitspektrum Antibiotikum mitgegeben. Falls also alle Stricke reißen, hau ich mir die halt rein. Seit Anfang der Woche, also Ankunft in Santo Domingo, brennt es nun auch noch, wenn ich das Örtchen besuche. Bloß nicht googeln. Die Laune wird schlagartig schlecht und man fühlt sich schmutzig!

Erst mal abwarten, das geht bestimmt weg.

Nee, geht es nicht!

Es wird sogar schlimmer. Also fange ich doch besser mal an, Antibiotika zu nehmen. Da steht was von „gegen Harnweginfekt“. Dann wird das bestimmt.

Ebenfalls nee!

Nach 4 Tagen Antibiotika kriege ich dann doch ein ungutes Gefühl und beschließe am Montag morgen zum Arzt zu gehen. Der gibt mir dann die richtigen Tabletten und ich kann meine geplante Tour am Nachmittag durchziehen. Wäre doch gelacht!

Ja, irgendjemand hat dann bestimmt gelacht. Ich war es auf jeden Fall nicht!

Auftritt Clinica Especializada Internacional Las Terrenas:

„Habla ingles?“

„Sprechen sie Englisch?“

„No“

„Fuck!“

Ok, das wird jetzt richtig anstrengend! Die Worte für Harnwegsinfektion und Mandelentzündung mit Eiter habe ich vorher nachgeschaut. Ab dann wird wild improvisiert. Ich verstehe zwar einzelne Wörter, aber für den Kontext habe ich keine Chance.

Irgendwann haben sie dann eine Adminsitrationstypen aufgetrieben, der übersetzt, aber er ist schwer am Rudern. Oh man, ich will hier wieder raus.

Eine Urin- und Blutprobe und ein Ultraschall später steht fest, dass ich erst mal nirgendwo hin gehe. Hier ein Krankenschwester, da eine Krankenschwester, auch mal eine Ärztin, alle reden sie auf mich ein und ich verstehe nichts. „No comprendo. Lo siento.“ „Ich verstehe nicht. Tut mir leid.“

Zwischenzeitlich geht mir immer wieder dieser Adminsitrationstyp auf die Eier. Sie brauchen die Versicherungsinformationen, bla, bla, bla. Also schleppt er mich in ein Büro und da rufe ich dann bei meiner Versicherung an. Nach etlichen Versuchen, bei denen mir der Arsch schon auf Grundeis geht, kann ich dann irgendwann alles Regeln. „Solange sie nicht über Nacht bleiben, strecken sie einfach alles vor und schicken uns dann die Rechnung! Alles kein Problem. Andernfalls nochmal melden. Gute Besserung!“ Also zurück in die Notaufnahme.

Dann taucht ein Arzt auf, der ganz ordentlich Englisch spricht. Meine Rettung! Oder auch nicht. Im Urin wurde eine schwere Infektion gefunden. Der Bluttest ist erst um 15 Uhr fertig. Ich muss die nächsten 48h hier bleiben, ich muss an den Tropf, ich bekomme starke Antibiotika gegen die Infektion. Ähm, was??? Es brennt doch nur ein bisschen…

Nach etwas hin und her kann ich dann aushandeln, dass ich mich nochmal für 2h ins Guesthouse verkrümel, ein paar Sachen packe und mit Dan kläre, dass ich meine Sachen dort lassen kann. Noch ein Powerfrühstück bei Manty und dann geht’s wieder los Richtung Clinica.

Infusion anlegen und ab ins Zimmer. Ich bin alleine und es ist sauber. Außerdem gibt es eine Klima, die ich ausnahmsweise mal sehr zu schätzen weiß. Erst mal ein Nickerchen.

Am nächsten Tag wird mir klar, dass ich eigentlich kaum wach war. Keine 2h am Stück und die Nacht habe ich auch von 21-7 Uhr durchgeschlafen. Für meine Verhältnisse ist das extrem viel. Oh mein Gott, bin ich echt so fertig?

Gute Laune ist etwas anderes…

Schmerzen habe ich immer noch. Um 11 Uhr rufe ich mal bei meinem persönlichen Dolmetscher an und sage ihm, dass ich absolut keinen Schimmer habe, was mir denn jetzt eigentlich fehlt. Er solle doch bitte mal den Arzt schicken, damit er mir das erklärt. Um 13 Uhr kommt dann eine sehr hübsche Ärztin rein, lächelt mich an und spricht…Spanisch. Ihr wollt mich doch verarschen!!!
Nach weiteren 2h kommt dann mein Amigo Arzt und erklärt mir irgendwas. Viel verstehe ich heute nicht. „Kein Wunder, dass es nach 24h noch nicht besser ist bei der Infektion…starke Medikamente…Viel trinken…Morgen nochmal irgendwelche Tests“. Zeigt irgendwas in der Luft, dass A wohl B auslöst, usw. Was auch immer. Ich bin definitiv noch bis morgen hier und ich habe immer noch Schmerzen, auch wenn es ganz langsam besser zu werden scheint.

Am Schreiben

Am nächsten Morgen kommt eine Schwester rein. Total freundlich und kommunikativ. Es liegt also nicht an mir, dass das mit der Konversation mit den Schwestern nicht klappt. Mit ihr geht es ja auch, obwohl sie kein Englisch spricht. Zwar mit Händen und Füßen, aber es geht. Sie hält mir ein Becher unter die Nase und irgendein Stäbchen, dass nach Abstrich aussieht. Dann verschwindet sie. Na gut, der Auftrag ist klar.

Etwas später werde ich dann noch mit dem Rollstuhl für weitere unangenehme Untersuchungen abgeholt und erfahre durch ein Ärztin, die Englisch spricht, dass ich Nierensteine habe und dass das ganze Theater davon kommt. Uff…krass…Jetzt bin ich erst mal baff.

Am Nachmittag kommt dann mein Arzt des Vertrauens und erklärt mir nochmal alles und beantwortet meine Fragen.

Ich habe Nierensteine, die zu einer Infektion geführt haben. Die Nierensteine sind nicht groß, aber schmerzhaft und müssen daher nicht chirurgisch behandelt werden. Ich kann morgen das Krankenhaus verlassen und bekomme noch Tabletten verschrieben.

Danach sitze ich allein im Zimmer und bin den Tränen nahe. Was war denn das gerade für ein 72h Marathon aus Halbschlaf, Infusionen und Unwissenheit. Jetzt merke ich erst, welcher Ballast da gerade von mir gefallen ist und wie viel Angst ich dann doch anscheinend hatte.

Ich horche in mein Inneres und prüfe meine Gefühle. Aufgeben und zurück gehen ist keine Option. Jetzt erst recht!

1 thought on “Vom Krankenhaus und anderen Stolpersteinen”

  1. Willkommen im Club. Nierensteine hatte ich vor zwei/drei Jahren auch. Ich dachte ich sterb… aber gottseidank ohne Infektionen.
    Aber ich schätze mal, du hast, wie ich damals, ordentlich Schmerzmittel über die Infusion bekommen. Ich hatte dadurch auch irgendwie drei Tage im Schlaf und in nem halbkomatösen Wachzustand verbracht…

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